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Montag, 27. Februar 2023

Von den Gärten der Erde - Elisabeth Dauthendey: Lieder aus meinem Garten

 



Zum Beginn des neuen Gartenjahres: Ich möchte Auszüge aus einem Buch vorstellen, dessen Titel mich sofort ansprach, zumal mir die Schriftstellerin bekannt war: Von den Gärten der Erde - Ein Buch der tiefen Stille, von Elisabeth Dauthendey, Schuster & Loeffler, Berlin 1917

Spannend für mich ist auch das Erscheinungsjahr dieses Buches: 1917 - Es ist ein Kriegsbuch, auch wenn der Weltkrieg (damals wussten sie es noch nicht, dass es der erste sein sollte) dort nicht vorkommt. Es ist sowohl Sehnsuchtsbuch, das sich von der unerträglichen Welt abwendet, zugunsten eines kleinen, stillen Paradieses. Es ist jedoch auch ein Buch, das Stimmungen beschreibt, die ein Garten auslösen vermag, unabhängig von den Zeitläuften. Gerade ich als Gärtner weiß das. So mein Tipp: Dieses Buch mit in einen realen Garten nehmen, und zwischen den Gartenarbeiten sich ab und zu auf die Banke zu setzen, um darin zu lesen. Dann kann geschehen, was in diesem Buch beschrieben steht:
„Hier steht die Zeit still. Vor den Pforten deines Gartens lässt du sie zurück.“

Elisabeth Dauthendey, geboren am 19. Januar 1854 in Sankt Petersburg; gestorben am 18. April 1943 in Würzburg. Erfolgreich war sie vor allem mit ihren Märchen und Novellen, die eine mythische bis mystische Phantasiewelt entwarfen. Ihr Halbbruder war der Dichter Max Dauthendey.

Als „Halbjüdin“ drohten Elisabeth Dauthendey ab 1933 Berufsverbot und Verfolgung durch die Nazis. Sie versuchte dieser Gefahr mit konsequenter schriftstellerischer Enthaltsamkeit zu begegnen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die letzten Lebensjahre waren deshalb von erheblicher finanzieller Not gekennzeichnet. Sie starb in ihrem neunzigsten Lebensjahr.

Das Bild ist von Odilon Redon (1840 - 1916)


Lieder aus meinem Garten


Sommertag

Schatten im Grase, spielendes Laub,
Huschender Flug im Gezweige,
Tanzendes Gold auf den Wegen,
Überall Reife und Segen.
Wärme brütet auf Baum und Haus,
Schleierzart ziehet die Wolke,
Leben streckt segnende Hände
Über Mensch, Tier und Gelände.


Das ewig junge Lied

Mein Garten singt und blüht
Das ewig junge Lied,
Das Lied, das alle Welten kennt
Und aller Herzen Namen nennt.
Das Lied, das über die Meere geht,
In allen Winden der Erde weht.
Das Lied, das wie die Sonne glüht
Und süß wie purpurne Rosen blüht.
Das Lied, das im Paradiese geboren,
Sich seltsam zu unserer Seele verloren,
Das alt ist wie die Ewigkeit
Und ewig jung wie Freud und Leid.


Das Leben träumt in meinen Garten

Das Leben träumt in meinem Garten.
Es schloss die Türe hinter sich zu.
Lässt alles draußen liegen und warten.
Und segnet selig hier meine Ruh.
Und rührt mit stillen, segnenden Händen
An Baum und Strauch, an Duft und Wind.
An alle Stille, an alles Bewegen rührt es lind.
Dann huscht es hinaus zu fernen Dingen -
Und lässt mir im Garten ein goldenes Klingen.


Ein Meer der Stille bist du

Ein Meer der Stille bist du –
Ein tiefes, tiefes Meer.
Und meine Seele gleitet in selger Ruh
Den letzten Heimlichkeiten deiner Tiefe zu.
Ein unerschöpflich Bronnen
Aus deiner Tiefe quillt,
Und in des Lebens Weben ganz versonnen,
Fühl ich mich reich und warm mit ihm versponnen.


Von Freude ein tanzender Reigen

Mein Garten ist eine Welt für sich,
Rings stehen wie Mauern das Schweigen,
Und trennt meine Welt von all den andern.
Ewiger Sonntag erwartet mich,
Von Freuden ein Tanzender Reigen.
In Seligkeiten kann ich hier wander.
Weit eine Welt zwischen mir und den andern.


Mein Tag

Der Abend verglimmt in silbernen Schein.
Mein Tag, du vergehst -
Doch du warst mein.

Warst mein mit all deinem reichen Sinn,
Mit der heiligen Kraft,
In der ich bin.

Du lösest dich auf im Abendglühn.
Doch du warst mein -
Still lass ich dich ziehn.


Mittagsstille

Ein leises Wehen nur, das in den Bäumen spielt,
Und über lachenden Blumen ein Schmetterling.
Eines Vogels verlorener Ruf aus dem Gezweig -
Sonst reife Sonnenstille über allem Ding.
So wie die Glückesfülle das Herz fromm stille steht,
Geht Mittagsstille über all Leben wie ein Gebet.


In meinem Garten rauscht ein tiefer Brunnen

In meinem Garten rauscht ein tiefer Brunnen,
Und unerschöpfliches singt mir sein Sang.
Da kann ich lauschen und immer lauschen
Viel Zeiten langen.
Aus allen Weiten tönen die Stimmen,
Aus jeder Ferne kommt reich ein Klang,
Und ohne Müde mit pochendem Herzen
Lausch ich dem Sang.


Endlos aus einem tiefen Bronnen

Endlos aus einem tiefen Bronnen
Rinnt mir ein selig Lied.
Flattert lachend und unbesonnen
Hin über Weg und Steg.
Rauscht durch die Luft wie Vogelsang.
Glüht wie tausend schwingende Sonnen,
Verweht mit der Wolke, die leise und lind
Dort über die Berge zieht.

Auf dem Flusse Tschu - Nachdichtungen Chinesischer Lyrik

 



Ich möchte eine Auswahl von Nachdichtungen Chinesischer Lyrik vorstellen. Am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts gab es unter den deutschen Literaten eine Chinabegeisterung, die sich bis in die dreißiger Jahre fortsetzen sollte. Nicht nur Theosophen oder die Aussteiger rund um den Monte Verita in Ascona fanden im Tao Te King Weisheit, auch viele Schriftsteller orientierten sich an chinesischen Dichtern wie Li Tai Pe. Hermann Hesse war ein Verehrer dieses Dichters, und Klabund, Franz Blei, Hans Schiebelhuth, Albert Ehrenstein und viele andere widmeten sich Nachdichtungen chinesischer Lyrik.

Reise in die Nacht


Am Ufer bewegt leichter Wind die kurzen Gesträuche.
Einsam über den Fluss treiben die Segelmasten unseres Schiffes.
Die Sterne strahlen auf eine weite Öde herab.
Der aufgehende Mond bescheint die strömende Fläche.
Dichten allein gibt dem Namen nicht Ruhm.
Wenn man alt und krank ist, lässt man das Beamtentum.
Leben, streben, schweben wozu?
Einsam wie der Wasservogel, der zwischen Himmel und Erde treibt.

Du Fu, Nachdichtung Albert Ehrenstein

Wein

Die sinkende Sonne scheint nieder aufs Tor.
Dämmerung über dem Fluss.
Die Gerüche der Gärten hüllen das Ufer.
Auch Rauch, wo die Scharen der Schiffer
Ihre Boote verankern.
Schon zwitschern sich in der Laube
Die Vögel zur Ruh.
Und fliegende Käfer erfüllen die Luft ringsum mit Gesumm.
Rausch-Wein, wer gab dir die Kraft,
Tausend Sorgen zu ertränken in
Einem kleinen Becher!

Du Fu, Nachdichtung Albert Ehrenstein

Du Fu (chinesisch 杜甫, Pinyin Dù Fǔ, W.-G. Tu Fu; * 712 im Kreis Gong östlich von Luoyang, Provinz Henan; † 770 in der Gegend von Tangzhou (heute Changsha, Provinz Hunan) war einer der wichtigsten Dichter der chinesischen Tang-Dynastie und Zeitgenosse des Dichters Li Bai.

Der Fischer im Frühling

Die Erde trank den Schnee. Wie erste Pflaumenblüte
durch die Lüfte rudert!
Die Trauerweiden prunken golden.
Falter, die Flügel violett gepudert,
Tauchen samtene Köpfe in Blütendolden.

Wie eine Insel steht der Kahn im Teich, Der Fischer lässt
Sein Netz behutsam in den dünnen Silberspiegel springen.
Der klirrt, zerbrochen. Er gedenkt der Schwalbe fern im Nest;
Bald wird er ihr das Futter bringen.

Li-tai-pe, Nachdichtung Klabund, aus: Chinesische Gedichte, Nachdichtungen Gesamtausgabe, Wien, Phaidon, 1931

Auf dem Flusse Tschu

Blick ich aus dem blassen Kahne
Nieder in die Wasserwildnis:
Zwischen Schilf und Wolkenfahne
Schwimmt des Mondes goldnes Bildnis.
So in meiner Seele funkelt
Die Geliebte groß und prächtig.
Sonne tags den Mond verdunkelt:
Riesig strahlt er mitternächtig.

Thu-fu, (andere Schreibweise für Du Fu, siehe oben) Nachdichtung Klabund, aus: Chinesische Gedichte, Nachdichtungen Gesamtausgabe, Wien, Phaidon, 1931

In der Erzählung „Klingsors letzter Sommer“ (1919) von Hermann Hesse gibt sich der Maler Klingsor den Namen Li Tai Po, sein Dichterfreund Hermann den Namen Thu Fu. „Wie namenlos schön [ist] alles jetzt, wie ruhig, gut und spendend, wie voll von Gott!“ Aber er ist todmüde und er sagt sich ein Gedicht Thu Fus auf: „Vom Baum des Lebens fällt Mir Blatt um Blatt. […] Alles stirbt, alles stirbt gern.“

Albert Ehrenstein, geboren am 23. Dezember 1886 in Ottakring, Österreich-Ungarn; gestorben am 8. April 1950 in New York), Lyriker und Erzähler. 1910 wurde er durch das Gedicht Wanderers Lied, das Karl Kraus in der Fackel veröffentlichte, über Nacht bekannt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Ehrenstein, da er nicht kriegsdiensttauglich war, zur Arbeit im Wiener Kriegsarchiv verpflichtet. Während viele andere Künstler sich anfangs von der Kriegsbegeisterung mitreißen ließen, war Ehrenstein von Anfang an überzeugter Kriegsgegner, was er auch in einer Reihe von Artikeln und Gedichten (zum Beispiel Der Mensch schreit) klar artikulierte. Im Verlauf des Krieges kam er in Kontakt mit Walter Hasenclever und Martin Buber. 1916/17 gehörte er zum Kreis um die Zeitschrift Die Neue Jugend.

Zusammen mit vielen anderen Autoren stand Ehrensteins Name auf der Schwarzen Liste der Nazi-Studentenschaft. Bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurden seine Bücher auf den Scheiterhaufen geworfen. In den nächsten Jahren publizierte er in Zeitschriften der Exilliteratur. Von 1939 bis 1941 lebte er mittellos in Zürich. Schließlich ging er nach England zu seinem Bruder Carl, von dort nach Frankreich, bis er 1941 schließlich von Spanien aus mit einem Notvisum in die USA ausreisen konnte. (Wiki)

Klabund, das ist Alfred Henschke (1890 – 1928) Für die Nazis, die seine Werke später verboten, seine Bücher verbrannten, war er ein „Asphaltdichter“, also in etwa ein entarteter und verjudeter Künstler, für die Kommunisten war er ein „bürgerlicher Individualitätstrottel“. Doch mit seinen Gedichten, die er in kleinen Heften, wie zum Beispiel der „Harfenjule“ veröffentlichen ließ, billig gedruckt und günstig zu haben, so wollte er es, traf er einen Volkston, der ihn bei den „kleinen Leuten“ beliebt machte. Er starb am 14. August 1928 an Tuberkulose.

Die Illustration zeigt den Dichter Du Fu, aus: Wan hsiao tang-Chu chuang -Hua chuan (1921).

Sonntag, 26. Februar 2023

Brüder Grimm: Das kluge Gretel

 


Brüder Grimm - Das kluge Gretel

Es war eine Köchin, die hieß Gretel, die trug Schuhe mit roten Absätzen, und wenn sie damit ausging, so drehte sie sich hin und her, war ganz fröhlich und dachte: ,Du bist doch ein schönes Mädel.' Und wenn sie nach Haus kam, so trank sie aus Fröhlichkeit einen Schluck Wein, und weil der Wein auch Lust zum Essen macht, so versuchte sie das Beste, was sie kochte, so lang, bis sie satt war, und sprach: "Die Köchin muss wissen, wie's Essen schmeckt."

Da sagte der Herr einmal zu ihr: "Gretel, heut abend kommt ein Gast, richte mir zwei Hühner fein wohl zu." "Will's schon machen Herr", antwortete Gretel.

Nun stach's die Hühner ab, brühte sie, rupfte sie, steckte sie an den Spieß und brachte sie zum Feuer, damit sie braten sollten. Die Hühner fingen an, braun und gar zu werden, aber der Gast war noch nicht gekommen. Da rief Gretel dem Herrn: "Kommt der Gast nicht, so muss ich die Hühner vom Feuer tun, ist aber jammerschade, wenn sie nicht bald gegessen werden, wo sie am besten im Saft sind." Sprach der Herr: "So will ich nur selbst laufen und den Gast holen." Als der Herr den Rücken gekehrt hatte, legte Gretel den Spieß mit den Hühnern beiseite und dachte: ,Solange da beim Feuer stehen, macht schwitzen und durstig, wer weiß, wann die kommen! Derweil spring' ich in den Keller und tue einen Schluck.' Lief hinab und sprach: "Gott gesegne's dir, Gretel", und tat einen guten Zug. " Der Wein hängt aneinander", weiter", und ist nicht gut abbrechen", und tat noch einen ernsthaften Zug. Nun ging es und stellte die Hühner wieder übers Feuer. Weil aber der Braten so gut roch, dachte Gretel: ,Es könnte etwas fehlen, versucht muss er werden!' schleckte mit dem Finger und sprach: "Ei, was sind die Hühner so gut! Ist ja Sünd' und Schand', daß man sie nicht gleich ißt!" Lief zum Fenster, ob der Herr mit dem Gast noch nicht käm', aber es sah niemand; stellte sich wieder zu den Hühnern, dachte: ,Der eine Flügel verbrennt, besser ist's, ich ess' ihn weg.' Also schnitt es ihn ab und aß ihn auf, und er schmeckte ihm; und wie es damit fertig war, dachte es: ,Der andere muß auch herab, sonst merkt der Herr, daß etwas fehlt.' Wie die zwei Flügel verzehrt waren, ging es wieder und schaute nach dem Herrn und sah ihn nicht. ,Wer weiß', fiel ihm ein, ,sie kommen wohl gar nicht und sind wo eingekehrt.' Da sprach's: "Hei, Gretel, sei guter Dinge, das eine ist doch angegriffen, tu noch einen frischen Trunk und iss es vollends auf, wenn's all ist, hast du Ruhe, warum soll die gute Gottesgabe umkommen?" Also lief es noch einmal in den Keller, tat einen ehrbaren Trunk und aß das eine Huhn in aller Freudigkeit auf. Wie das eine Huhn hinunter war und der Herr noch immer nicht kam, sah Gretel das andere an und sprach: "Wo das eine ist, muss das andere auch sein, die zwei gehören zusammen; was dem einen recht ist, das ist dem andern billig; ich glaube, wenn ich noch einen Trunk tue, so sollte mir's nicht schaden." Also tat es noch einen herzhaften Trunk und ließ das zweite Huhn wieder zum andern laufen. Wie es so im besten Essen war, kam der Herr dahergegangen und rief: "Eil dich, Gretel, der Gast kommt gleich nach."

"Ja, Herr, will's schon zurichten", antwortete Gretel. Der Herr sah indessen, ob der Tisch wohl gedeckt war, nahm das große Messer, womit er die Hühner zerschneiden wollte, und wetzte es auf dem Gang. Indem kam der Gast, klopfte sittig und höflich an der Haustür. Gretel lief und schaute, wer da war, und als es den Gast sah, hielt es den Finger an den Mund und sprach: "still! Still! Macht geschwind, daß Ihr wieder fort kommt, wenn Euch mein Herr erwischt, so seid Ihr unglücklich; er hat Euch zwar zum Nachtessen eingeladen, aber er hat nichts anders im Sinn, als Euch die beiden Ohren abzuschneiden. Hört nur, wie er das Messer dazu wetzt." Der Gast hörte das Wetzen und eilte, was er konnte, die Stiegen wieder hinab. Gretel war nicht faul, lief schreiend zu dem Herrn und rief: "Da habt Ihr einen schönen Gast eingeladen!"

"Ei, warum, Gretel? Was meinst du damit?"

"Ja", sagte es", der hat mir beide Hühner, die ich eben auftragen wollte, von der Schüssel genommen und ist damit fortgelaufen."

"Das ist eine feine Weise!" sprach der Herr, und ward ihm leid um die schönen Hühner, "wenn er mir dann wenigstens das eine gelassen hätte, damit mir was zu essen geblieben wäre." Er rief ihm nach, er sollte bleiben, aber der Gast tat, als hörte er es nicht. Da lief er hinter ihm her, das Messer noch immer in der Hand, und schrie: "Nur eins! Nur eins!" und meinte, der Gast sollte ihm nur ein Huhn lassen und nicht alle beide nehmen; der Gast aber meinte nicht anders, als er sollte eins von seinen Ohren hergeben, und lief, als wenn Feuer unter ihm brennen würde, damit er sie beide heimbrächte.

Dieses Märchen der Brüder Grimm wurde mir früher leider nie erzählt, noch stand es in den Märchensammlungen, welche uns Kindern zur Verfügung standen. Dabei ist es viel zu lebensecht, als dass es unterschlagen werden müsse.

Der Text beruht auf Andreas Strobls Predigtexempel Oster-Märl (in "Ovum paschale novum oder neugefärbte Oster-Ayr", Salzburg 1710) Wilhelm Grimms kürzte lediglich ausschweifende Beschreibungen und den belehrenden Schluss, doch fügte er unter anderem Gretels schöne Ausreden hinzu. Was zeigt, das ein Märchen um so lebendiger wird, wenn es mir persönlichem Kolorit weiter erzählt wird. . .

Das Foto ist von mir und ist im Skulpturenpark in Bremen Gröpelingen aufgenommen. Vielleicht oder sogar ganz bestimmt ist es so nicht gedacht, aber für mich ist das ein Denkmal für das kluge Gretel, denn so stelle ich sie mir vor. 

Samstag, 25. Februar 2023

Die Faszination der Else Lasker-Schüler

 



Die Faszination der Else Lasker-Schüler

Über diese Dichterin, geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld (Wuppertal), gestorben am 22. Januar in Jerusalem, braucht man heutzutage kaum noch zu schreiben, sie ist weit bekannt, im Unterschied zu einigen ihrer Zeitgenossinnen, und sie ist verehrt. Doch zwei schriftliche Fundstücke möchte ich hier vorstellen.

„Else Lasker-Schüler polarisierte mit ihrem öffentlichen Auftreten, nicht selten beim Vortragen ihrer Gedichte, aber auch durch ihre zahlreichen Mystifikationen als Künstlerin die literarische Öffentlichkeit. Die Verve ihrer Modernität und eine bis dahin unerhörte Mischung aus Subjektivität, objektive Formkunst und weibliche Selbstbehauptung verschaffte ihr Gegner wie Anhänger.“, heißt es im Wikipedia-Artikel über sie.

Wie sehr sie zu begeistern wusste, dazu zwei Artikel über sie, einmal eine (jugendliche?) Schwärmerei von einem Prinz Floridor, der direkt dem Lasker-Schülerschen Märchenuniversum entstiegen sein könnte, und dann ein Bericht über eine Lesung, die sie 1913 in Prag veranstaltete.

Else Lasker Schüler

Else Lasker Schüler ist das Urphantom ihres tiefeigensten Inneren. Ihre ewig rätseldurchgeisterten Augen sind nun Blut und Weh. In ihnen schwimmen all´ ihre tausend Seligkeiten wie totverklärte dunkle Weisen still dahin. Ihre Rhythmen und Farben gebiert ihr Herz, wenn die leidtiefe Lust es packt. In ihren Träumen klang das Stöhnen eines südbraunen, schmerzreifen Weibs - das rieselt in ihren Versen, dass unsere Seele des Weinens kein Ende finde.

Sie hat eine Lustigkeit, die trägt die Träne im Schild. Ihr Lachen gellt uns das Herz entzwei.

All in ihrer Einsamkeit ist sie königlich. Schaut sie vom Turm ihrer Festung hinab ins Tal, blickt sie tausend gewaffnete Streiter des prinzlichen Winks warbend. Tritt sie vom Fenster zurück, sinkt sie müd zum Schlafen. Dies stille bläuliche Licht, das über ihr Tal sich gegossen, hängt nun schwer wie Tau an Lidern. Aber die Königswürde entflattert ihr nicht. Sie weiß, dass morgen die schwarzen Diener schwertürkischen Mokka an ihr Lager servieren.

Sie begütigt bis ins Kleinste. Unter ihren sanften schönheitsformenden Fingern erwacht und erblüht alles. Wir wollen Kinder sein, wenn sie uns führt. Seht, da steht sie - die Arme weit entstreckt: Da spricht sie: „Schaut, dass der Himmel blau, wußtet ihr längst. Aus welchen Farben sie aber dies Blau-, als umfingen Wunder und Frommheit einander -“

So lehrt sie uns sehen. Die geheimen Wunder die sich der Lauschender auftaten uns zuflüsternd. Selbst wunderdurchjagt.

Dankbar für dies und vieles und alles, was von ihr kommt, strecken wir stumm die Hände nach ihr aus. -

Prinz Floridor, aus: Die neue Jugend 1914, Erstes Heft 1914 Herausgegeben von Heinz Barger und Friedrich Hollaender

Else Lasker-Schüler als Gast in Prag

Gedämpft brennen die Lampen in dem wunderheimlichen schmalen Saal mit den weißen Stühlen, den vielen Nischen, in denen weiche Kanapes die Wand entlang lehnen, den geschliffenen Spiegeln in der Holzverkleidung und den interessanten Bildern eines jungen Prager Malers. Das blaue Licht der Luster steht auf Halbmast. Fahl ist es im Raum, wie wenn die Helle langsam sterben wollte. Nur auf dem Podium grelles Licht.

Man steht in Gruppen umher und plaudert. Viel junge Leute sind da. Studenten, denen ungestüme Jugend und Ideale, nach denen man sich heiß läuft, aus den Augen leuchten. Ein paar Leute, denen Vorträge hören Sport bedeutet. Literaten der neuesten Strömungen. Die alte Schule streikt offensichtlich. Der Gegenwart, dem tanzenden Jubeln des Jungseins, dem Rhythmus der neuen Zeit verschließt sie Herz und Ohr. Wenigstens soweit es Verse sind, die anders klingen, anderes zu sagen wissen als noch vor wenigen Jahren. Sie bleiben zu Hause. Was ficht die Zeit sie an! Das Genie ist ewig und zeitlos, und das Talent lebt ein kurzes Leben.

Damen in kleinen und noch kleineren Hüten. Mit einem ahnungsvollen Verstehen manche, voll Neugierde andere auf die Frau, der man nachsagt, dass sie Pfadfinderin sei auf Wegen, die bis heute der Mann allein gegangen, von der man die drolligsten oder besser tollsten Dinge zu erzählen weiß, und die sogar am Tage des Vortrages mit der Polizei ein kleines Recontre gehabt. (Sie sang den Mond an und die Sterne, spät nachts im Angesicht der alten ehrwürdigen Niklaskirche. Stellte sich in eine Nische, in der sonst nur Heilige stehen. Aber ihre tiefempfundene Andacht und ihrer Seele warmer Glaube hat keinen Passierschein auf Erden. Wenigstens keinen im Angesicht des Gotteshauses, im Angesicht der strahlenden Augen, die er hinabsendet zu den Menschen. Denn die Andacht hat ihre ganz bestimmten Formeln und Vorschriften, ganz so wie die Verse eigentlich, wenn es mit rechten Dingen zuginge in dieser Welt.)

Halb neun schlägt es, aber noch immer liegt sie im Künstlerzimmer auf der Ottomane und mag nicht kommen. Blättert in den Gedichtbänden. Schwankt. Weiß nicht was die wählen soll. Die Freunde machen Vorschläge. Das Publikum klatscht. Und endlich kommt sie herein. In einem Kleid, das des Himmels Blau trägt und zeitlos ist.

Wie ein trotziger Knabe steht sie oben. Hinter dem Pult. Nur den Kopf sieht man und den schlanken Hals. Die kurzen braunen Locken der Pagenfrisur rahmen ein merkwürdig interessantes Gesicht ein. Das einer russischen Nihilistin gehören kann. Oder einem Propheten. Noch eine kurze Pause – dann beginnt sie zu lesen. Mit halbem Mund, die eine Seite ist bewegungslos. Und mit jedem Wort baut sie eine neue Welt auf, gibt den Bildern, die im Lesen manchmal unklar grau erschienen, Helle und Leuchtkraft, gibt ihnen Leuchtkraft, gibt ihnen Tiefe. Gibt ihnen Klang und Farbe.

Aus ihrem Peter Hille-Buch liest sie Skizzen, die uns in eine fremde Welt führen, in einen weiten Schacht wo dunkle Quellen rauschend singen. Liest aus den »Hebräischen Balladen« und die halbvergessenen Legenden stehen auf in dunkelsatter Farbenpracht. Dann lässt sie einen Fakir seine Sprüche sagen, wie ein Lied singt sie sie hinaus in den Saal, mit tönender Stimme. Und der Stein am Finger, der die Farbe wechselt mit dem Himmel, scheint zu sprühen, färbt sich purpurn, wie die Stadt, von der sie erzählt, im Blute schwimmt.

Atemlos horchen alle. Wie unter einem Bann. Die Augen ihrer jungen Freunde- und Bewundererschar brennen ihr entgegen. Demut und Verehrung liegt in ihnen. Verehrung für die Frau, der sich der Stolz zugesellt, zu ihr aufsehen zu dürfen. Ihr zu folgen auf den dunklen Wegen ihrer Phantasie, der sie als Flamme ihr zuckendes Herz voranträgt.

Und spät, spät nachts durch meine Träume schon, zittern noch ihre verzweifelt-jubelnden Worte: tanze, meine späte Liebe, tanze! durch alle meine Nerven.

Marie Holzer (Prag), aus: Die Aktion. Jg. 3, Nr. 21 vom 21. Mai 1913.

Else Lasker-Schüler hatte am 5. April 1913 in Prag auf Einladung des »Klubs deutscher Künstlerinnen« gelesen.

Marie Holzer (geb. Rosenzweig; geboren am 11. Januar 1874 in Czernowitz; gestorben am 5. Juni 1924 in Innsbruck), Schriftstellerin und Publizistin. Sie war mit dem Armeeoffizier Josef Holzer verheiratet, mit dem sie zunächst in Prag, später in Innsbruck lebte, wo sie sich für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs engagierte. Nach einer langjährigen gewalttätigen Ehe wurde Marie Holzer von ihrem Ehemann ermordet.

Nachtrag: „Und spät, spät nachts durch meine Träume schon, zittern noch ihre verzweifelt-jubelnden Worte: tanze, meine späte Liebe, tanze! durch alle meine Nerven.“, die Worte, mit denen Marie Holzer ihren Bericht enden lässt, beziehen sich auf folgendes Gedicht:

Nachklänge

(Helene Herrmann, der ewigen Studentin)

Auf den harten Linien
Meiner Siege
Laß ich meine späte Liebe tanzen.

Herzauf, seelehin,
Tanze, tanze meine späte Liebe,
Und ich lächle schwervergessene Lieder.

Und mein Blut beginnt zu wittern
Sich zu sehnen
Und zu flattern.

Schon vor Sternzeiten
Wünschte ich mir diese blaue,
Helle, leuchteblaue Liebe.

Deine Augen singen
Schönheit,
Duftende ....

Auf den harten Linien
Meiner Siege
Laß ich meine späte Liebe tanzen.

Und ich schwinge sie –
„Fangt auf ihr Rosenhimmel,
Auf und nieder!“

Tanze, tanze, meine späte Liebe,
Herzab, seelehin -
Arglos über stille Tiefen . . .
Ueber mein bezwungenes Leben.

Else Lasker-Schüler, aus: Gesammelte Gedichte, 1. Auflage, Verlag der weißen Bücher, Leipzig 1917

Anmerkung: Helene Herrmann, „die ewige Studentin“, war Lehrerin und Literaturwissenschaftlerin, geboren 9. 4. 1877 in Berlin, ermordet am 10. Juli 1944 in den Gaskammern von Auschwitz Birkenau.

Das Foto zeigt Else Lasker-Schüler in ihrem geliebten orientalischen Kostüm als „Prinz Yussuf“ (1912)

Freitag, 24. Februar 2023

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche: Weitergehen

 


Weitergehen

Oft ist es an der Zeit, weiter zu gehen. Es ist gut, diese Qualität in der Zeit früh genug zu bemerken, denn das schont Ressourcen. "Ein Baum von einem Klafter Umfang entsteht aus einem haarfeinen Hälmchen." (Laotse, Tao Te King) Wenn ich diesen Baum nun ausgerechnet da nicht brauche, wo er meint, sich ansiedeln zu müssen, zum Beispiel in einer Mauerfuge an der Trockenmauer des Gartens, dann tu ich gut daran, nicht zu warten, bis aus dem haarfeinen Hälmchen ein großer Stamm geworden ist, mit Krone und Wurzeln und allem drum und dran, dessen Wurzeln dann das Fundament dieser Mauer anheben.

Wenn ich mich in der Gegenwart eines Menschen unwohl fühle, dann ist das ein sicheres Signal, dass "etwas nicht stimmt". Dieses Etwas kann von außen betrachtet marginal sein, ein "haarfeines Hälmchen", doch wird es nicht gut gehen, ungeachtet dessen, dass es nun einmal da ist, dieses Unbehagen, versuchen eine tragende Beziehung aufbauen zu wollen.

Nicht immer habe ich auf dieses Unbehagen gehört, habe versucht, es zu übertünchen, habe auf die Stimmen gehört: "Du übertreibst!". Es zeigte sich jedoch später, dass das Anfangsunbehagen richtig platziert war. Die Projekte liefen nicht rund.

Was dann sich in laufenden Projekten und Arbeitsstellen mit dem "ausgewachsenen Baum" tat, geschah für alle Seiten nicht befriedigend. Doch nicht immer meinte ich, es mir aussuchen zu können, ob ich eine Arbeit annahm oder nicht. Der oft zitierte "Volksmund" hat dafür denn auch seine Sprüchlein parat: "Das Leben ist kein Wunschkonzert" oder, wahlweise, "kein Ponyhof".

Ich selber sehe heute mein Unbehagen, woran und gegen wen auch immer, für ein stimmiges Signal die Dinge noch einmal gründlich zu überdenken. Schließlich habe ich es als Gärtner auch gelernt, Keimlinge der verschiedenen Pflanzen zu identifizieren, um zu sehen, was ich von Selbstangesiedeltem stehen lassen möchte und was nicht. Solange die Keimlinge klein sind, geht das Auszupfen leicht. So habe ich denn auch ein Sprüchlein aus Gärtnermund parat: "Nur ein fauler Gärtner ist ein guter Gärtner!" 

Donnerstag, 23. Februar 2023

Von den Gärten der Erde - Elisabeth Dauthendey: Mein eigener Garten

 


Zum Beginn des neuen Gartenjahres: Ich möchte Auszüge aus einem Buch vorstellen, dessen Titel mich sofort ansprach, zumal mir die Schriftstellerin bekannt war: Von den Gärten der Erde - Ein Buch der tiefen Stille, von Elisabeth Dauthendey, Schuster & Loeffler, Berlin 1917

Spannend für mich ist auch das Erscheinungsjahr dieses Buches: 1917 - Es ist ein Kriegsbuch, auch wenn der Weltkrieg (damals wussten sie es noch nicht, dass es der erste sein sollte) dort nicht vorkommt. Es ist sowohl Sehnsuchtsbuch, das sich von der unerträglichen Welt abwendet, zugunsten eines kleinen, stillen Paradieses. Es ist jedoch auch ein Buch, das Stimmungen beschreibt, die ein Garten auslösen vermag, unabhängig von den Zeitläuften. Gerade ich als Gärtner weiß das. So mein Tipp: Dieses Buch mit in einen realen Garten nehmen, und zwischen den Gartenarbeiten sich ab und zu auf die Banke zu setzen, um darin zu lesen. Dann kann geschehen, was in diesem Buch beschrieben steht:

Hier steht die Zeit still. Vor den Pforten deines Gartens lässt du sie zurück.“

Elisabeth Dauthendey, geboren am 19. Januar 1854 in Sankt Petersburg; gestorben am 18. April 1943 in Würzburg. Erfolgreich war sie vor allem mit ihren Märchen und Novellen, die eine mythische bis mystische Phantasiewelt entwarfen. Ihr Halbbruder war der Dichter Max Dauthendey.

Als „Halbjüdin“ drohten Elisabeth Dauthendey ab 1933 Berufsverbot und Verfolgung durch die Nazis. Sie versuchte dieser Gefahr mit konsequenter schriftstellerischer Enthaltsamkeit zu begegnen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die letzten Lebensjahre waren deshalb von erheblicher finanzieller Not gekennzeichnet. Sie starb in ihrem neunzigsten Lebensjahr.

Das Bilder sind von Odilon Redon (1840  -  1916)

Mein eigener Garten

Soll ich von meinem eigenen Garten erzählen –

Ich bin verliebt in ihn – und Verliebten ist nicht zu trauen.

Sie sagen meist zu viel Schönes von dem, das sie lieben.

Aber mein Garten ist so schön, daß, wenn ich tausendmal zu viel sagte, er immer noch schöner ist, als ich sagen kann.

Ja, ich bin verliebt in meinen Garten.

Verliebt in dem höchsten Sinne, daß ich meine Seele an ihn verloren habe.

Aber er gibt sie mir wieder. Tausendfältig gibt er sie mir wieder. –

Ich öffne die Tür am Wege.

Nun kommt mit. Steigt die Stufen zwischen den überhängenden Zweigen der Tannen und Buchen hinauf, in denen die Sommersonne mit goldenen Kugeln spielt und zwischen den dunklen Ästen klettern die roten Glühlampen der Rosen hinauf. So hast du von Schattenspiel und Lichtleuchten und Purpurfarben ein seliges Willkommen schon beim Eintritt in meine Welt.

Der Garten muss uns eine Welt sein, sonst hat er keinen Sinn.

Eine Welt, an die wir uns selbst verlieren, um uns neu und ganz wiederzufinden. Weit laß ihn sein, deinen Garten, wenn es möglich ist. Nicht eng und klein, daß man von hier bis dort seine Grenzen sieht und immer zwischen Anfang und Ende hin und her geworfen wird und nie zu jenem seligen Untertauchen in die Freude kommt, das uns nur die Fülle gibt.

Ach, ich liebe auch den kleinen Garten des Nachbarn und ich wünsche jedem unter uns ein Gärtlein, sei es noch so klein – immer ist's seliger als keines. Aber mein Garten ist weit – weit –

Ins Grenzenlose und Unendliche schaue ich hier, und täglich finde ich ein Neues, Unerwartetes, eine heimliche Freude, ein neues, helles Glück in den vier Winden seiner unerschöpflichen Schönheit.

Ich habe Traurige hineingeführt, und sie wurden getröstet.

Menschen der Freude ließ ich ein, und sie tranken sich göttlichen Rausch an seinem übervollen Becher.

Leidende fanden den Willen zum Leben in ihm wieder.

So kommt und schaut, daß ihr ihn erkennt und liebt mit meiner endlosen Liebe.

Auf den schattenumhangenen Treppen stiegen wir hinauf.

Nun teilen sich die Wege.

Wo nur zuerst hin in diesem Garten ohne Ende. Grenzenlos wie eine selige Unendlichkeit.

Am Abhang, der zur Straße fällt, geht ein lauschiger Weg zwischen blütenduftigen, lachenden Rasenflächen und ernsten, hohen Tannen und Laubbäumen, die einen grünen Wall zum Wege unten hin bauen. Im leuchtenden Rasen stehen viele tragende Fruchtbäume, die ein wenig schwer und nachdenklich ihre Zweige zur Erde senken, sie arbeiten an den süßen Früchten des Herbstes – stören wir ihre Ruhe nicht.

Überall siehst du reinliche, sandbestreute Wege zwischen den großen, weiten Rasenflächen, die voll zarter, wehender Blumen sind, die wie bunte Teppiche, in tausend Farben gestickt, im Sommerwinde schaukeln. Blau, weiß und gelb flatterts drüber hin im sanften Rhythmus schwebender Schmetterlingsflügel.

In der Mitte ein Rund. Das Herz meines Gartens, zu dem alle Schönheit hinlugt, von dem aus du in all seine Geheimnisse schauen, und dich in die Tiefe seiner Welt hineinträumen kannst. Tische und Bänke stehen da. Rot im lichten Sommergrün. Ein Kranz von dunkelroten Geranien säumt das Rund. Kirschen-, Apfel- und Pfirsichbäume geben ihren spielenden Schatten über diesen Platz, von dem das Auge in trunkener Lust in eine schier überwältigende Herrlichkeit schaut. Viele hundert altersschöne Bäume jeder Art und jeden Namens fast, erblickst du von hier an den aufsteigenden Höhen, die den Garten königlich umbauen.

Und hebst du den Blick zur Höhe, siehst du dort hoch über allem die alte, ragende Burg, mit strengen edlen Linien das Bild hundertjähriger Geschichte umfassend, steigt sie in die glasklare, seidenweiche Sommerbläue des Himmels und gibt dem Garten den unsagbar berauschenden Reiz, der uns aus ferner Vergangenheit wie aus altersgoldener Weite anrührt. Und die Hügel, die zu dieser Burg führen, sind umwachsen von den adelsstolzen Reben, deren honigschwerer Saft einst in goldenen Königsbechern und auf stolzen Bischofstafeln seine Feuer und Verzauberungen spielen ließ und noch immer spielen läßt. Auf der anderen Seite ragt über den Hügeln die Kapelle auf; mit ihren runden dunklen Schieferkuppeln, aus denen spitz die Kreuze aufspringen, liegt sie, von meinen hohen Pappeln eingerahmt, wie ein Bild von Künstler Hand vor mein schwelgendes Auge hingestellt.

Und weiter zur Rechten, wenn du im Garten umschaust, liegt eine Waldhütte von Birkengeländer umhegt, hohe Tannen stehen stille Wacht davor, Akazien und Hollunder breiten weithin ihre Zweige vor ihr her und die weißen bräutlichen Blüten des Jasmins verhängen und mengen sich mit dem dunklen Tannengezweig und gießen ihren schweren Duft auf die Wege, die zu diesem stillen Winkel führen. Zur Linken sind gar viele Plätze da, die zur Ruhe und Beschaulichkeit laden. Tief eingeschnitten in einer Taxushecke kannst du sitzen und den silbernen Glockenklängen lauschen, die von der Kapelle alle Stunden den Berg herabrieseln. Unter den rätselhaften Mispelzweigen, die sich weit und schallend über eine Bank breiten, kannst du seltsame Träume erhaschen.

In allen Winkel blüht und duftet es. Ströme von Licht fallen von den Bäumen nieder, die ihren Namen von diesem goldenen Regen haben. Und purpurn und violett und weiß gießt der Flieder seinen Sommerrausch über deine Seele. Der Rotdornbaum ist von tausend rosigen Büschen übersät und blühende Ligusterhecken stehen wie weiße Mauern inmitten der tiefgrünen Rasenflächen. Himbeerrot leuchten die schweren Dolden der Weigelienbüsche. Birken wehen ihre grünen Schleier im linden Winde, der von den Wäldern her reine wohlige Luft bringt.

Im Hintergrunde leuchten rotbeerige Sträucher.

Ein weites Rund glüht von Erdbeerfrüchten und Rosen, und beider Düfte mischen sich zu einem Ton, der wie bebender Harfenklang über deine Sinne geht.

Ist das nicht Fülle und Überschwang. –

Und noch bist du nicht am Ende meines Gartens.

Sieh dort das wundervolle, große Steinbecken in dreiteiligem Rund barock gefaßt, wie der Märchenbrunnen aus Kinderland liegt er kühl unter den hügelansteigenden Bäumen, die ihn mit ihrem Laub geheimnisvoll umhängen. Maigrüne Weiden und silberstämmige Birken suchen ihr Bild in seinem dunklen Wasser, blühendes Gaisblattgewinde hängt in wehenden Guirlanden von den Bäumen nieder, gelbe Schwertlilien stehen wie goldene Kerzen um ihn her, und aus dem dunklen, ruhenden Wasser steigen in silbernen Mondnächten der Froschkönig und die Prinzessin die Stufen hinauf, die zu seinem Grunde führen.

Hier kannst du dem Märchenzauber lauschen, der seit Jahrtausenden die Nächte träumender Gärten durchwandelt. Dem Zauber ewiger Jugend, der alt ist wie die Ewigkeit des Lebens und ewig jung wie die neugeborene Stunde des Tages.

Hast du dir Rausch genug getrunken an meinem Garten?

Und glaubst nun all seine Herrlichkeit zu kennen!

Siehe aber, noch ist kein Ende.

Mehr noch wartet dein.

Steig hinauf zur Höhe. Vier Stufenwege führen hinan. Durch dichte Laubwege führen sie, von Bäumen fast aller Namen dicht umstanden. Den Abhang hinunter fließt ein grüner Sammtteppich, von blühendem Gekräut bunt durchwirkt.

Auf schmalen, tief verschatteten Wegen wandelst du in traumhaft süßer Stille, nichts stört dir dein Lauschen und Denken, weit weg von den kleinen Dingen des Alltags bringt diese Unendlichkeit der Stille umher die Höhen und Tiefen des Tages zu dir, und du verlierst dich an jenes selige Schauen, aus dem alle Erkenntnisse blühen.

Der eine der Stufenwege führt zu einem einsamen Tempel, der auf einer schönen, alten Mauer steht, eine Mauer, die roh von Steinen aufgetürmt, wie von Kyklopenfaust geworfen, stark und trotzig zur obersten Terrasse aufsteigt. Vom Tempel fällt ein dichter Vorhang üppiger Efeuranken über das Gestein und gibt ihm eine malerische Bewegtheit und ernste Anmut.

Weiter entlang führt ein anderer Aufstieg wieder auf engem laubdichten Pfade zu einem Ruheplatz, der dir einen Ausruf der Freude entlockt.

Unter einem hohen, alten, weit um sich greifenden Nußbaum steht eine Bank auf erhöhten Stufen, um den mächtigen Stamm des Baumes ist ein Tisch gezimmert. Im Schatten dieses Baumes an einem heißen Sommertage zu sitzen, ist eine unaussprechliche Entzückung. Ein Geländer von dünnen Birkenzweigen schließt den zur untersten Terrasse fallenden Abhang ab, ein wildes Gewirr hängender Waldrebe spinnt zwischen Baum und Busch und um das Geländer hin. Und durch dieses Meer sonnenflimmernden Blättergeriesels siehst du auf ein Bild unendlicher Schönheit.

Hingelagert auf weinumsponnener Höhe breit und wuchtig ausladend, siehst du hier wieder die alte Heidenburg meiner Stadt, wo Frankenherzöge in frühesten Jahrhunderten hausten, Bischöfe ihren heiligen Sitz hatten.

Auf der Ebene des Berges ist die Burg stark und edel hingebaut, mit Zinnen und Türmen, die sich gegen die Bläue des Himmels mit wundervollen, breit ausladenden Mauerprofilen abheben, die den Berg hinab zum Tal hin in scharfen Stufenlinien die Luft durchschneiden.

Zu dieser Burg hinauf geht dein Blick, wo du auch gehst und stehst im Garten und ihre alte, ehrwürdige Pracht steht wie eine königliche Krone über der stillen Schönheit meines Gartens.

Und von diesem geheimnisvoll schönen Platze wandle ich weiter durch blühendes, duftendes Strauchwerk, unter blütenschweren Bäumen durch kühle Schattengänge hin. Einige Stufen führen zur obersten Terasse. Auch da üppigblühende Bäume und Gesträuch. Unter wehendem Birken- und Weidengezweig wartet wieder eine Bank auf dich zum Stillsein und Schauen. Ein schönes Steinbecken in spielender Rokokofassung, von hohen Schwertlilien, purpurnem Fliedergebüsch und schwerhängendem Goldregen eingeschlossen, liegt in ruhendem Stimmungszauber eingebettet; in seinem dunklen Wasser baden meine Singvögel und fliegen dann froh in die blaue Ferne und nehmen ein Stück meiner Seligkeit auf ihren Flügeln mit und in ihren Liedern bringen sie diese Seligkeit zu den andern Herzen, die in andern Gärten wandeln und auf die Stimmen der Freude lauschen. –

Und wieder ein Weg zur Höhe führt zu meinem Teehäuschen. Ein liebes, weinumranktes Häuschen. Tannen stehen rechts und links neben drei runden Stufen, die zu seiner Türe führen.

Und innen –

O da ist gar traulich und einladend zu einem guten Zusammensein mit lieben Menschen.

Die eine der Wände besteht aus lauter Fenstern, durch die du ein Meer von Blättergrün und hängendem Goldregen schaust, der ganze Raum ist davon grüngolden durchdämmert. In allen Ecken und Winkeln laden Bänke, Stühle, und Tische zu Ruhen und Plaudern wenn Freunde da, zu stiller Verlorenheit an die unsägliche Fülle und Stille umher, wenn du einsam hier bei dir selbst bist.

Trittst du aus der grünen Dämmerung dieser kleinen Klause vor die Türe, hast du ein Bild vor dir, das noch jedem, der es zum erstenmale erblickte, einen Ruf seligster Überraschung und Entzückung entlockte.

Über die kleine, von einem Birkenzweiggeländer abgeschlossene und blumenumstandene Terasse siehst du hier über das wogende Grün unzähliger Baumgipfel hinweg zu meiner Stadt hin, die im Tale des silbernen Flusses, von weichlinigen, sanften Hügeln umschlossen, mit ihren vielen, vielen Kirchtürmen hingelagert, dir ein Bild unvergesslicher Lieblichkeit in die Seele senkt, sonderlich wenn du das Glück hast, es im fallenden Abendscheine zu erschauen. Dann liegt diese prachtvolle vornehme Stadt wie umleuchtet von einem seltsamen Licht, das in seiner mystischen Goldung in alle Tiefen der weiten Zeiten zu schauen scheint, aus welchen diese altersschöne Stadt zu uns hergewachsen ist.

Und im sinkenden Abendscheine fängt die Luft plötzlich an zu klingen und zu singen. Ein Kranz feierlicher Töne senkt sich über Hügel, Fluß und Gelände. Es ist das große Aveläuten von all den ragenden Türmen, die dem Bilde meiner Stadt die starken Linien geben. Und diese Töne gehen zwischen Tal und Höhen, über Fluß und Straßen, über alle lauschenden Seelen hin und binden alles Geborene in einem heiligen Frieden zusammen.

Und in der Morgenfrühe liegt ein wunderbares Leuchten über diesem Bilde, ein starkes, junges Leuchten, das dem erwachenden Leben seine Wege weist und in alle Fernen dringt und die begrenzte Enge der Stadt zu weiten Horizonten öffnet.

Kaum kannst du dich trennen von diesem Blick in die köstliche Fülle umher.

Und doch muß ich dich noch weiterführen.

Noch mehr gibt es zu schauen und zu lieben in diesem schier unausschöpfbar schönen Garten.

Folge mir zurück zu dem herrlichen Lugaus, zurück zu dem schmalen Laubgang, durch das vielerlei Grün der Bäume, die rechts und links den Weg dicht umstehen, am Vogelbade vorüber bis da, wo die grünen Schatten ein Ende haben und auf der obersten Höhe des Gartens eine weite, lachende Wiese vor dir liegt.

O diese Wiese –

Ich glaube, sie ist mein Lieblingsplatz.

Im Hintergrunde ist sie von einer dichten Waldparzelle begrenzt, alte, ernste Bäume ragen von der Böschung auf, die hier zur unteren Terasse abfällt, zwischen dem dunklen Gehänge einiger Riesentannen steht eine Bank aus Astwerk, vom kletternden Grün der Waldrebe umflochten, da sitzest du tief im Versteck wie unter schweren Vorhängen und schaust mitten in die lachende Wiese, die auf stark ansteigender Bodenwelle hinauf zu dem Zaune des Gartens klettert.

Hinter dem Zaune ist die Straße, die zwischen Gärten und kleinen Landhäuschen immer bergan zum Gipfel der Hügel dieser Stadtseite führt.

Und so blickt mein Auge von diesem Platz über den Zaun hinaus in ein weites, wogendes, grünes Meer leiser im Winde spielender Laubmassen, die sich dicht und wohlig in die tiefe, sanfte Bläue des Sommerhimmels einschmiegen.

Und die Wiese selbst.

All das bunte Blühen in der schaukelnden Lust der spielenden Lüfte. Der berauschende Duft, der darüber weht. Das schimmernde Silber und Gold des wechselnden Lichtes. Das schwebende Tanzspiel der zarten Falterschwingen über dem wiegenden Farbengewoge. Bienen summen ihr trunkenes Lied und naschen aus all den offenen Bechern der Lust.

Dein Herz ist von trunkener Freude wie ein übervoller Brunnen, bis in seine letzten Tiefen fühlst du eine selige Ergriffenheit, in der du dich eins weißt mit dem ewigen All des Seins. –

Ich weiß nicht, wann mein Garten am schönsten ist.

Im Frühling, wenn der leuchtende Schaum der Baumblüte gegen den blauen Himmel lacht und das junge Laubgrün in der Sonne durchsichtig und golden wird, die ersten Veilchen aus verborgenen Winkeln aufbrechen, ihre keuschen, berauschenden Düfte dir wie ein Lied goldener Erinnerungen an das Herz rühren und neue, junge Träume auf allen Wegen dir entgegenkommen – o dann ist er unglaublich herrlich in seiner klingenden Lust und seiner heimlichen Süße, umtönt von den jauchzenden Liebesliedern, die zwischen Baum und Gesträuch auf und niederfliegen.


Und im Sommer –

Da strömt es in ihm von Duft und Farben, von Schatten und Licht, von Fruchtbarkeit und seliger Daseinsfülle. Dein Auge reicht nicht aus für die Millionen Leben, die hier zwischen Himmel und Erde atmen, blühen und wachsen, vom glitzernden Sandkorn am Boden bis zu den stolzen Tannen, die ihre hohen Spitzen in das tiefe sommerliche Blaugold des Himmels bohren.

Und das Flammenmeer des Herbstes.

Das lodernde Rotgelb auf Baum und Gesträuch, die wie lohende Opferschalen stehen und sich selbst verzehrend ihre letzte Schönheit dem scheidenden Sonnengotte hingeben; all die Glut, die sie von ihm nahmen, ihm wiedergeben im Scheidegruße ihrer sterbenden Seelen. –

Dann kommt das weiße Schweigen.

Der lange, tiefe Schlaf.

Alle Schönheit nahm die Sonne zurück.

Nun hat die Tiefe der Erde die Geheimnisse des Gartens zu hüten. –

Und wenn ich dich nun noch etwas weiter geleite, da wo meine lachende Wiese endet und um eine Biegung herum wir an einem kleinen Feldstück mit rankenden Bohnen und Erbsengeblühe vorüber, immer von den dichten Waldbäumen begleitet, endlich wieder zu den unteren Terrassen absteigen und dann plötzlich am grünumhangenen Treppengange sind, der zu der Türe meines Gartens führt – dann bleibst du noch einen Augenblick stehen, geblendet von dem flutenden Golde der sinkenden Sonne, das durch das dunkle Tannengezweig gleitet und dicht wie ein Gemälde der großen alten Meister mit Schauern der Ehrfurcht dich überschüttet.

Ich öffne noch nicht die Türe.

Ruhe noch einen Augenblick aus von allem Erlebten.

Denn vollendete Schönheit ist ein Erlebnis.

Und nun kennst du mein Königreich.

Und weißt, daß ich, trotzdem ich ein Verliebter bin, nicht zu viel von ihm sagte.

Du ahnst vielleicht sogar, daß es noch zu wenig war.

Daß da, wie in einem Briefe der Liebe, noch tausend köstliche Dinge zwischen den Zeilen stehen, die so zart und heimlich sind, daß man sie nicht in den Ring der Worte einfangen kann.

Aber in die Melodie des Liedes lösen sich all diese köstlichen Heimlichkeiten süß und linde auf.

Und so wirst du begreifen, daß alles Unaussprechliche meines Gartens zu seligen Liedern wurde, die alles Letzte, Tiefste und Süßeste ausschöpfen zu einem singenden Reigen seligen Glückes. Ich lege dir diese Lieder in deine Hände, in dein Herz.

Werde froh daran und reich – reich an jener zugleich traurigen und beglückenden Sehnsucht, die uns zu den Ufern der Erfüllung trägt.

An der Sehnsucht zu einem Garten, der irgendwo schon dir blüht und duftet und dir dein heimlich Königreich werden will.

Diese selig traurige und dennoch beglückende Sehnsucht will ich in deine Seele pflanzen mit meinen Liedern, die in meinem Garten blühten.


Mittwoch, 22. Februar 2023

Der siebente Zwerg - Ein Märchen von Franz Hessel

 

Ein Fredelsloher Wichtel als der Siebente Zwerg

Der siebente Zwerg

Ich bin der siebente Zwerg.

Dass Schneewittchen bei uns war und wie es ihr erging, das wisst ihr alle. Aber mich kennt ihr nicht.

In meinem Bettchen hat sie geschlafen, nachdem sie die sechs andern versucht und zu klein gefunden hatte. Meines war auch zu klein. Aber sie blieb drin. Und ich lag bei dem sechsten Bruder und konnte nicht schlafen, so viel musst ich hinüberschauen nach dem schönen Menschenkind.

Moosweibchen kannt ich wohl. Sie sind süß-träg, aber allzu anhänglich. Gnomenweibchen auch, die sind geschäftig und munter, aber sie halten nicht still. Den tanzenden Elfen auf feuchter Mondwiese hab ich bisweilen zugesehn. Ihre Schleier sind nicht zu fassen, so dünn, so unbestimmt. Aber dies Menschenkind. . . Wie sie uns Kusshände nachwarf am andern Morgen, als wir zur Arbeit gingen! Ich war der letzte in der Tür. Mein Herz pochte heftig wie ein kleiner Silberhammer.

Unsern Haushalt hat sie reizend geführt. Immer gab es Blumen auf dem Tisch. Aber in den Ecken war nicht gut ausgefegt. Das mussten der sechste und ich nachholen. Ich tat´s gern.

Ihr wisst, wie wir dann Unglück hatten mit dem Schneewittchen. Den Giftkamm der bösen Königin, ich zog ihn selbst aus Schneewittchens Haar, das mich dabei ganz bedeckte.

Den Schnürleib, darin die Hexe sie ersticken wollte, ich löst ihn ihr ab, ich zuerst von allen sieben entdeckte die zwängenden Schnüre.

Dann aber kam das mit dem vergifteten Apfel. Da war nicht zu helfen. Da war sie so gut wie tot. Und wir bauten den gläsernen Sarg. Als wir sie darin über Land trugen, da kam dieser Ausbund von Schönheit, der Königssohn: hellblaue Federn am Hut, glattes Wams, Puffärmel, pralle Trikots, überall prall.

Die Brüder schenkten dem Verliebten gern den Sarg, mit Schneewittchen, weil er so sehr darum bat. Mir war´s recht.

Ich lief hinter den Sargträgern her. Sie schritten schnell mit ihren langen Menschenbeinen. Ich musste hüpfen.

Ich wollt aber um alles noch einmal Schneewittchens Gesicht sehn. Geschwind, geschwind sprang ich durch die hohen Gräser und über die dicken Baumwurzeln mit meiner kleinen Laterne.

Als ich die Langbeinigen endlich überholt hatte und vor ihren Füßen vorbeisprang, um von vorn hineinzuleuchten in das gläserne Grab, da erschrak der nächste der Träger und stolperte. Die anderen bekamen den Ruck ab. Der Sarg schaukelte auf ihren Schultern. Sie setzten ihn ab. Sie sehn hinein. Ich seh durch ihre Beine hindurch auch hinein. Der Deckel geht auf. Schneewittchen lebt, hat das Stück Apfelgrütz in der Hand, das ihr aus dem Munde gefahren ist. Sie sagt ihr „Wo bin ich?“. Der schöne Königssohn sagt sein „Bei mir!“. Sie sinkt in seine Arme. Er hebt sie auf sein Roß.

Ich aber blieb stehn und hatte das Nachsehn. Und dass sie auch diesmal mir das Leben verdankte und ihren schönen Prinzen dazu, das weiß Schneewittchen bis auf den heutigen Tag nicht. Auch nicht, wie sehr ich sie geliebt habe.

Die sieben Zwerge, an die denkt sie wohl manchmal, wenn die Kinder singen: Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen. - Aber mich, den einen, den siebenten, den hat sie gewiss längst vergessen.

Franz Hessel, aus: Teigwaren leicht gefärbt. E. Rowohlt Verlag, Berlin 1926

Franz Hessel, geboren am 21. November 1880 in Stettin; gestorben am 6. Januar 1941 in Sanary-sur-Mer) war Schriftsteller, Übersetzer und Lektor. Über Karl Wolfskehl erhielt er Anschluss an den Kreis um Stefan George und lernte Fanny Gräfin zu Reventlow kennen. Mit der „Königin von Schwabing“ und ihrem Gefährten, Baron Bohdan von Suchocki, lebte er von 1903 bis 1906 in einer Wohngemeinschaft.

Bekannt wurde er vor allem als Lyriker, Romancier und Prosaiker. Hessel blieb trotz Berufsverbots bis 1938 im nationalsozialistischen Deutschland weiterhin als Lektor im Rowohlt Verlag tätig. Das Schreiben musste er einstellen, jedoch übersetzte er Jules Romains. Schließlich folgte er dem Rat seiner Frau und seiner Freunde und emigrierte widerstrebend kurz vor dem Novemberpogrom 1938 nach Paris. Den Vormarsch der deutschen Besatzer fürchtend, übersiedelten Hessel und seine Familie in das südfranzösische Exilzentrum Sanary-sur-Mer. Schon bald darauf wurde er auf Veranlassung des französischen Innenministers Georges Mandel gemeinsam mit seinem älteren Sohn Ulrich und vielen anderen Emigranten wie beispielsweise Lion Feuchtwanger in dem Lager Les Milles bei Aix-en-Provence interniert. Der 60-jährige Hessel erlitt während des zweimonatigen Aufenthalts im Lager einen Schlaganfall und starb 1941 kurz nach seiner Entlassung an den Folgen der Lagerhaft in Sanary-sur-Mer.

Franziska zu Reventlow 1905
Zu dem Märchen Der siebente Zwerg schreibt Adelheid Schmidt-Thomé im Literatur Portal Bayern: „Ab November (1903) leben Franz Hessel, Franziska zu Reventlow und Rolf (ihrem sechs Jahre alten Sohn) sowie Bohdan von Suchocki zusammen in der Kaulbachstraße 63a (In München). Hessel soll für die finanzielle Seite zuständig sein. Warum er, der neun Jahre Jüngere, sich darauf eingelassen hat, wird nicht klar. Ist er verliebt? Hessels Erzählung Der siebente Zwerg von 1926 lässt sich in diesem Sinn deuten: Da sorgt der kleinste der Zwerge für den Haushalt, betet Schneewittchen an und rettet sie vor dem Grab. „[...] wie sehr ich sie geliebt habe“, das weiß sie nicht.“ Eine Deutung, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Hier kommt das Tragische zum tragen. . .


Auf meinem Blog Dingefinders Lesebuch gibt es einige Gedichte von Franz Hessel. Hier ist der link dazu: Gedichte Franz Hessel

Dienstag, 21. Februar 2023

Selbstvergessenheit - Nachdichtungen Chinesischer Lyrik

 



Ich möchte eine Auswahl von Nachdichtungen Chinesischer Lyrik vorstellen. Am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts gab es unter den deutschen Literaten eine Chinabegeisterung, die sich bis in die dreißiger Jahre fortsetzen sollte. Nicht nur Theosophen oder die Aussteiger rund um den Monte Verita in Ascona fanden im Tao Te King Weisheit, auch viele Schriftsteller orientierten sich an chinesischen Dichtern wie Li Tai Pe. Hermann Hesse war ein Verehrer dieses Dichters, und Klabund, Franz Blei, Hans Schiebelhuth, Albert Ehrenstein und viele andere widmeten sich Nachdichtungen chinesischer Lyrik.

Eine Nachtlandung am Chien-Te

Mein kleines Boot bewegt sich an nebliger Lände,
Das Tageslicht schwindet. Ein Erinnern beginnt:
Die Welt war weit, die Bäume dicht beim Himmel,
Klar im Wasser die Nähe des Monds.

Meng Hao-jan (689-740)

Die Nachdichtung des Gedichtes ist von dem Dichter Hans Schiebelhuth, geboren am 11. Oktober 1895 in Darmstadt; gestorben am 14. Januar 1944 in East Hampton, New York, USA). Sie entstammt genauso wie die Eingangsgrafik dem Buch Gedichte nach den unsterblichen des Li-Tai-Po

Auf der Phönixterrasse in Nanking

Phönixe stolzierten einst auf der Phönixterrasse einher
Und flogen fort, die Terrasse ist leer -
Doch der Strom fließt weiter: wie immer.

Im Wu-Schloß wuchern Blumen, wo einsam verwachsene Wege laufen,
Die Minister der Tschin modern unter uralten Grabhaufen -
Die Zeit fließt weiter: wie immer.

Drei Berge verdämmern am Abendhimmel,
Der Strom umarmt die Weiße Reiher-Insel -
Dann fließt er weiter: wie immer.

Ziehende Wolken verdunkeln die Sonne, man wimmert
Verbannt aus Kaiserstadt und Phönixschimmer -
Dann lebt man weiter: wie immer.

Li Tai Pe, Nachdichtung Albert Ehrenstein, aus: Der Querschnitt, Band 12/1, 1932

Selbstvergessenheit

Der Strom - floss,
Der Mond vergoss,
Der Mond vergaß sein Licht - und ich vergaß
Mich selbst, als ich so saß
Beim Weine.
Die Vögel waren weit,
Das Leid war weit,
Und Menschen gab es keine.

Li-tai-pe, Nachdichtung Klabund, aus: Chinesische Gedichte, Nachdichtungen Gesamtausgabe, Wien, Phaidon, 1931

Klabund, das ist Alfred Henschke (1890 – 1928) Für die Nazis, die seine Werke später verboten, seine Bücher verbrannten, war er ein „Asphaltdichter“, also in etwa ein entarteter und verjudeter Künstler, für die Kommunisten war er ein „bürgerlicher Individualitätstrottel“. Doch mit seinen Gedichten, die er in kleinen Heften, wie zum Beispiel der „Harfenjule“ veröffentlichen ließ, billig gedruckt und günstig zu haben, so wollte er es, traf er einen Volkston, der ihn bei den „kleinen Leuten“ beliebt machte. Er starb am 14. August 1928 an Tuberkulose.

An Li Tai Pe

Von Du Fu

Kühler Wind wehrt von fern.
Was denkst du jetzt?
Wann kommen wohl die Vögel,
die mir Gutes bringen?
Herbstregengüsse schwellen Strom und See.
Ins Unglück schwemmte Dich Ruhm.
Die bösen Geister freuten sich,
Als Du erloschest.
O einmal möchte ich noch
Mit Deinem Schatten sprechen.
Wenn ich denke: Du starbst,
Möchte ich meine Gedichte
Der Vergessenheit opfern.

Deutsch von Albert Ehrenstein, aus: Der Querschnitt, 1927

Du Fu (chinesisch 杜甫, Pinyin Dù Fǔ, W.-G. Tu Fu; * 712 im Kreis Gong östlich von Luoyang, Provinz Henan; † 770 in der Gegend von Tangzhou (heute Changsha, Provinz Hunan) war einer der wichtigsten Dichter der chinesischen Tang-Dynastie und Zeitgenosse des Dichters Li Bai. 

Der Frühlingsstrom

Hitze und Kälte, Dunkel und Dämmer drängen einander. Durch meine geschlossenen Tore höre ich nichts außer dem Morgen- und Abendtrommeln. Von meinen oberen Fenstern seh ich nichts als Schiffe, die kommen und gehen.

Vergebens lockt mich der Oriol mit seinem Gesang, unter den blühenden Bäumen herumzustreifen. Vergebens lockt mich der Rasen mit seinem grünen Gras, nah am Wasser zu sitzen.

Aber es ist nur ein Ding und nur eines allein, das zu belauschen ich nimmer ermüde: der Frühlingsfluß - wie er über die Steine rieselt und schwätzt gegen die Felsen.

Mein Weg

Ein Seefahrer kam aus der Mitte der Meere,
Schwere Gesichte berichtend aus der Mitte der Meere:
„In einem tiefen Schlund der Seehügel und Meerberge
Sah ich deine letzte Herberge: Terrasse und Turm.
In der Mitte stand ein Tempel der Feen
Mit einer leeren Nische.
Die in den Meeren sagten alle, sie warte
Auf dich, Po Lo-t´ien.“

Meerfahrer, ich kenne das Tor der Leere,
Ich bin kein Jünger der Feen.
Die Gesichte, die du berichtet,
Sind eine Lügengeschichte.

Die Berge der Meere werden nie sein
Po Lo-t´iens Heim.
Wenn ich die Erde verlasse,
Werde ich gehn in die milden Gefilde
Der Tushita-Himmel.

(Tuṣita [tʉʃita] im Sanskrit oder Tusita im Pali (in der Literatur auch Tuschita oder Tushita geschrieben) ist eine himmlische Welt, in der sich der kommende Buddha Maitreya derzeit befinden soll.)

Lo-t´ien liebte von jung an das Studium. Als Erwachsener wandte er sich der Dichtung zu. . . . Er begann seine Laufbahn als Bücherzensor und gab sie auf als Regierungsgehilfe des Kaisers. Zwischendurch bekleidete er mehr als zwanzig Beamtenposten, lebte über vierzig Jahre davon. Sein Äußeres hielt er der Lehre des Kungfutse gemäß, seine Seele neigte sich rein der Lehre Buddhos. In seiner freien Zeit durchwanderte er die Gebirge, spielte Laute und trank Wein, seinen Geist anzuregen. . . . Was er im Leben begehrte, fühlte, bekam, verlor, bedrückt durchmachte, verstand - all dies stand als Geschichte, Aufsatz, Gedicht genau in seinem Werk. Geboren wurde er 771 n. Chr., er starb 846.

Aus: Po Chü – I (Des Gelehrten Po sechs Werke, von Lo-t´ien), Nachdichtungen von Albert Ehrenstein, geboren am 23. Dezember 1886 in Ottakring, Österreich-Ungarn; gestorben am 8. April 1950 in New York, Lyriker und Erzähler. 1910 wurde er durch das Gedicht Wanderers Lied, das Karl Kraus in der Fackel veröffentlichte, über Nacht bekannt. Er veröffentlichte danach auch in den Zeitschriften Der Sturm und Die Aktion. Bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurden seine Bücher auf den Scheiterhaufen geworfen. In den nächsten Jahren publizierte er in Zeitschriften der Exilliteratur. Von 1939 bis 1941 lebte er mittellos in Zürich. Schließlich ging er nach England zu seinem Bruder Carl, von dort nach Frankreich, bis er 1941 schließlich von Spanien aus mit einem Notvisum in die USA ausreisen konnte.

Keine Nachdichtung eines Chinesischen Textes, doch ist in diesem Gedicht von Eduard Saenger so viel taoistisches Gedankengut eingeflossen, dass es zeigt, wie dieses rezipiert wurde:

Nicht Eins und Alles.
Wann ist Eins, wann Alles?
Alles ist Nichts, und Nichts ist Alles.
Es wertet sich ein Werdendes zum Sein,
Zur Einheit aus dem Vielen.
Einheit ist Weg der Wesen, jeder Weg.
Dich stehst du, dich besinnend, still,
So ist und war nichts mehr,
Und Alles ist aus Nichts. -

Eduard Saenger 1880-1948. Aus: Nichts und Alles, eine Lehre von Adel, Im Wir Verlag, Berlin 1923

Eduard Saenger wuchs von 1883 bis 1888 in den USA und danach in einem Waisenhaus in Deutschland auf. Er studierte Philologie in Berlin, wurde promoviert und war Soldat im Ersten Weltkrieg. Saenger arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitungen und als Sprecher für den Rundfunk. Seine Übersetzung der Sonette Shakespeares erschien 1909 im Insel-Verlag, er übersetzte das Waltarilied aus dem Lateinischen. Saenger, der als Jude in Nazi-Deutschland diskriminiert wurde, emigrierte 1935 nach England und versuchte dort seinen Unterhalt als Privatlehrer, Übersetzer und Journalist zu bestreiten.

Sonntag, 19. Februar 2023

Vom TAO lernen

 


Vom Tao lernen

30 (Auszug)

Wer nach dem SINN dem Menschenherrscher hilft,
zwingt nicht mit Waffen die Welt.
Seine Art ist es, den Rückzug zu lieben.
Wo Kämpfer geweilt, wachsen Disteln und Dornen.
Hinter den großen Heeren her kommt sicher böse Zeit.
Der Tüchtige will Entscheidung und nichts mehr.
Er wagt nicht Eroberung mit Gewalt.
Entscheidung, ohne sich zu brüsten,
Entscheidung, ohne sich zu rühmen,
Entscheidung, ohne stolz zu sein,
Entscheidung, weil's nicht anders geht,
Entscheidung, ferne von Gewalt.

31 (Auszug)

Auch die schönsten Waffen sind unheilbringende Geräte,
und die Geschöpfe hassen sie wohl.
Darum: Wer den SINN hat, weilt nicht dabei.

* * *

Die Waffen sind unheilbringende Geräte,
nicht Geräte für den Edlen.
Nur wenn er nicht anders kann, gebraucht er sie.
Ruhe und Frieden sind ihm das Höchste.
Er siegt, aber er freut sich nicht daran.
Wer sich daran freuen wollte, würde sich ja des Menschenmordes freuen.
Wer sich des Menschenmordes freuen wollte, kann nicht sein Ziel erreichen in der Welt.

* * *

Menschen töten in großer Zahl, das soll man beklagen mit Tränen des Mitleids.
Wer im Kampfe gesiegt, der soll wie bei einer Trauerfeier weilen.

Aus: Laotse: Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben in der Übersetzung von Richard Wilhelm. Düsseldorf/Köln 1952

Ich schrieb vor einiger Zeit, März letzten Jahres: "Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, doch sie weisen uns den Weg" (Sprichwort aus Spanien). Zur Situation in der Ukraine: Ich gestehe mir persönlich sowohl eine Ratlosigkeit als auch eine Machtlosigkeit ein. Das muss ich aushalten (können). Ich selber werde garantiert nicht zur Waffe greifen, um andere Menschen zu töten. Auch nicht zu meiner eigenen Selbstverteidigung. Doch das ist erst einmal meine persönliche Entscheidung. Ich wüsste nicht, was ich den Menschen raten sollte, die jetzt in der Ukraine sich mit Waffen gegen eine aggressive Soldateska verteidigen. Wie gesagt, ich bin da einfach nur rat- und auch machtlos. Ich schaue mit Erstaunen auf die Vielen, die jetzt so selbstgewiss von sich geben, was da zu tun wäre. Wo haben sie diese Selbstgewissheit her? Gibt es da wirklich keine Zweifel? Ich verzweifel an den Zweifelsfreien. Doch eines vermag ich sicher zu sagen: Gegen die jetzt einsetzende Militarisierung der Sprache, der Heroisierung auch des Widerstandes gegen die Kriegsarmee, gegen die Heldenmythenbildung, ja, auch der Verteidiger, werde ich mich positionieren."

Warum dieses so selbstgefällige „entweder – oder“? - Ich wünsche mir ein „und“. Verhandlungsoptionen sollten niemals verschlossen werden. Doch manchmal braucht es die Unterstützung der Selbstverteidigung, um überhaupt eine Verhandlungsoption zu haben. Ein reines Nachgeben demjenigen, der das Recht des Stärkeren für sich beansprucht, kann niemals eine friedensstiftende Wirkung haben. Gewalt und Waffen müssen immer geächtet werden. Weltweit. „Wer im Kampfe gesiegt, der soll wie bei einer Trauerfeier weilen.“

Das ist es, was ich mir wünsche: Eine Entmilitarisierung der Sprache. Keinerlei Heroisierung des Kriegsgeschehens. Wenn Waffen zur Selbstverteidigung gebraucht werden, bleiben sie doch unheilvolle Geräte. Es ist dringend an der Zeit, nicht nur den Krieg (die Kriege!) zu beenden, sondern auch einer weltweiten Ächtung von jedweder Gewalt und jedweden Waffen das Wort zu führen. Das wünsche ich mir: Eine Regierung (viele Regierungen!), die sagt: Wir unterstützen die Verteidigung nur, wenn gleichzeitig weltweite Gespräche der Ächtung in Gang kommen. „Wer im Kampfe gesiegt, der soll wie bei einer Trauerfeier weilen.“

Das Bild „Laotse“ ist von Nicholas Roerich (1874 - 1947)