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Dienstag, 25. Juli 2023

Fremd blicken mich Vergangenheiten an (I)

 



Aus der Wortwerkstatt: Ich habe einen neuen Zyklus begonnen, mit dem Arbeitstitel "Fremd blicken mich Vergangenheiten an. . ." Ich weiß noch nicht, wohin mein Schreiben mich führen wird, und ich weiß auch nicht, ob das, was ich im gegenwärtigen Augenblick schreibe Bestand haben wird. Ich lasse jegliche Ver(s)änderung zu. Ich lasse mich von mir selbst überraschen - und ich lasse Teilhaben: work in progress- - -


Fremd blicken mich Vergangenheiten an

Fremd blicken mich Vergangenheiten an,
erinnre mich, wie´s einst begann:
zwischen Rebellion und Hoffnungsdrang
und durchaus positiv gestimmt
was Zukünfte betrifft,
trotz an der Wand die Menetekelschrift,
wir hatten eine Welt geträumt,
und diese Welt war gut -
so verheißungsvoll war dieser Traum,
er gab uns all den Mut
zu sein, zu unsrem Sein zu stehen.

Fühlten: Die neue Zeit liegt in den Wehen,
und wir taten gut daran
diesem Gebären beizustehen,
Erinnerung: ein lieber Freund
trug einen Overall,
darauf ein Graffiti: „Was ist die Zukunft?
Vielleicht die Rente?“
Und: „Die Erde von den Kindern nur geerbt“
Nicht nur Rauch war unser Schall,
und unserer Verlangen keine Zeitungsente,
wir hatten ein Welt geträumt,
und diese Welt war gut -
so verheißungsvoll war dieser Traum,
er gab uns all den Mut.

Gab uns den Mut,
alles in die Waagschale zu werfen,
um nicht zu leicht zu sein,
und so brachten wir uns ein
mit allem, was wir zu geben hatten. . .
es war nicht viel,
vielleicht nur eine Art von Schatten,
der Utopie, die wir doch hatten:
doch hatten wir ein Ziel.

Das Foto zeigt den Poeten Gusto Gräser in München 1945

Samstag, 15. Juli 2023

Tänze im Sturm - Gedichte von Willy Knobloch (Sebastian Droste), Anita Berber, Ingeborg Lacour-Torrup, Herwarth Walden

 


Tänze im Sturm: Tanz

Feuerbrände reißen rote Haare
Strähnen ziehen . . . Regen , . . Regen
Triefen . . . triefen . . . wallen . , . wallen
lösen . . . fallen . . .
Sonne lacht.
Leiber kugeln . . . drehen . . . wenden
schweben , , .
lache , . lache , . gurre . . girre
Tanz kreischt auf
Ton versinkt
Brüste spritzen . . , Atem keucht
Auge lacht
Ohren zittern
Ton fällt ab . . ab und auf . . .
Wellen zittern
Rausche . . . rausche..
Rüg
Wolken bäumen Wollen
Wollen lacht auf
Hoch
Hoch hinauf
Hinauf in das AH
Erde schweigt
Zitternd bergen Menschen
Wissen
Ich schwinge die Menschheit
Menschheit kriecht
bebt
bangt
ich sonne das Ich
Wolken reißen Fetzen
Blätter
Wirbeln
Quirreln
Fangen
Jagen
Ich
Sonne strahlt -
lacht kugelt
glüht
Blauer Himmel
jauchzt singt Erträumen
Erde sinkt
fällt
gründet Tiefe
Ich schwinge jage
in dem Raum.

Willy Knobloch, aus: Der Sturm, Erstes Heft 1920

* * *

Gedicht für Sebastian Droste

Ich


Wachs schimmerndes Wachs
Ein Kopf – ein Brokatmantel
Wachs –
Rot – wie Kupfer so rot und lebende Haare
Funkelnde Haare wie heilige Schlangen und Flammen
Tot
Millionenmal tot
Verwest
Und schön – so schön
Blut wie fliessendes Blut
Ein Mund stumm
Nacht ohne Sterne und Mond
Die Lider – so schwer
Schnee wie kalter wärmende Schnee
Ein Hals – und fünf Finger wie Blut
Wachs wie Kerzen
Ein Opfer von ihm

Anita Berber (1899 in Leipzig - 1928), Tänzerin und Schauspielerin

* * *

Gedicht für Anita Berber

Tanz Anita zu eigen


Aufwirbelndes jauchzendes Begehren
Sprung – – –
Webenden Wellen
Weichwelle Wogen
Kreist kreist unendliche Kreise – – –
Verlangendes Weben schwebt wellwoges Wogen
Auf einsamen Thronen thront der Gott – –
Sturzwelles spitzes grelles Begehren
Kreisgelles gelbgrünes Belachen
Zerkreisen zerwellen zerwogen zerhauchen
Springpflanzartiges Zerblättern
Beschwingen
Besingen
Klang –
Aufjubelndes Zerfliessen
Zergreifen
Zerweben – –
Tanz – – –

Sebastian Droste

* * *

Unsre Hände krampfen umeinander
Unsre Lippen brennen ineinander
Unsre Leiber suchen sehnen suchen
Krampfen
brennen
sehnen
suchen
sehnen
Stummen sterben
und Verstummen
Oh das Weinen ohne Tränen
Leiser immer leiser
Leise

* * *

Meine Augen suchen Deine Augen
Liegen Deine Augen nun in mir
Liegen meine Augen nun in Dir
ruhen wir
ruht alles Leid
ruhen alle bösen Träume

* * *

Alle Luft steht still
Lange Blätter hängen schlaff
Blasse Blüten schleppen erdlang
Ein riesengrosser weisser Mond löst sich
Und schwebt
Senkt sich
Und kreist
Und legt sich flach auf meine Erde
Deckt meine ganze Erde zu
Ein riesengrosser weisser Mond liegt auf der Erde

Ingeborg Lacour – Torrup, aus: Der Sturm, Jahrgang 14, Nr. 6, 1. Juni 1923

* * *

Zum „Tanz der Wehfreude“

Tango von Herwarth Walden

Und alle Freude weint durch alle wehen Nächte
Und alle Wehen singen durch die frohen Tage
Und alle Tage sinken in die letzte Nacht
Und alle sind wir wegesmüde - lieber Tod.
Nun strömen alle hellen Wasser in das Schweigen
Nun fallen alle hellen Sterne in die Tiefen
Nun steigen alle Nebel in die hellen Sonnen
Nun stehen alle unsre Welten - unsre Welten
Noch müde schwingen Pendel sanfte Schläge
Nun stehen Herzen alle Herzen

* * *

Hoch glänzt das Sterben
Bäume blühen
Frühling
Blühen
Heben fromme Kerzen in die Nacht
Weich weht ein Wind
Hoch glänzt das Sterben
Tiefe schwankt
Und flutet satt
Und fluten sanften Tiefe
Sanften satt
Und schwankt
Hoch glänzt das Sterben
Wolken sammeln
Schrecken Sterne
Im Dunkel lugt ein Auge bang
Und späht
Verstohlen lugt ein Auge
Späht nach mir
Mir nach
Schluchzt wo ein Mund
Ganz fern
Schluchzt wo
Ganz nah
Mir nah
Und mir
Das Auge kreist in meiner Brust
Schluchzt mir im Ohr ein Mund
Und Schatten schreiten
Und schreiten lange Schatten
Schreiten
Komm
Hoch glänzt das Sterben
Die frommen Bäume blühen
Und halten stille Kerzen
Tiefe schwankt
Weich weht ein Wind
O meine Erde

Herwarth Walden, aus: Der Sturm, Jahrgang 14, Nr. 6, 1. Juni 1923

* * *

Anita Berber, geboren am 10. Juni 1899 in Leipzig - Die Karriere der Berliner Tänzerin Anita Berber war skandalumwittert. Mit 17 (nach einjähriger Ausbildung) hat sie ihren ersten Auftritt, der ihr Anzeigen wegen Unsittlichkeit einbringt. Ihr Leben lang werden ihr solche Urteile anhängen. Mit 18 steht sie vor der Kamera, und wenig später schon gibt sie Gastspiele in New York.

Mit ihrem Namen verbinden sich die „Wilden Zwanziger“ in Berlin: schnell, schrill, exzentrisch, überdreht. Aber auch die dunkle Seite: Alkohol, Kokain, Krankheit und schließlich (fast) das Absinken in die Vergangenheit – hätten nicht berühmte Männer sie beschrieben oder gemalt. Klaus Mann sagte von ihr: „Anita Berber tanzt den Koitus.“ Und Otto Dix malte sie als Vamp mit roten Haaren.

Ihre Auftritte in Varietés und Nachtklubs sind derart gewagt, dass manche BesucherInnen sich am Eingang Masken leihen, um nicht erkannt zu werden.

Anita Berber bezahlt ihren Ruhm teuer: Sie wird alkohol- und drogenabhängig und dadurch äußerst unzuverlässig; Verträge werden gekündigt. Ihre zweite Ehe mit dem Tänzer Sebastian Droste scheitert, Engagements bleiben aus.

Schließlich heiratet sie den amerikanischen Tänzer Henri, mit dem sie auf Tournee in den Vorderen Orient geht. In Damaskus bricht sie auf der Bühne zusammen und muss, von Henri begleitet, die Rückreise nach Deutschland antreten. Unheilbare Tbc und Geldnot machen ihre Lage hoffnungslos. Sie stirbt am 10. November 1928 im Alter von 29 Jahren. (Text: Beate Schräpel, 1987 in FemBio)

* * *

Sebastian Droste, eigentlich Willy Knobloch (* 2. Februar 1898 in Hamburg; † 27. Juni 1927 ebenda) war Tänzer, Lyriker und Schauspieler. Zusammen mit seiner Ehefrau Anita Berber gehörte er zu den skandalreichsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik und war bis zu seinem Tode einer der bedeutendsten Tänzer des Landes.

* * *

Ingeborg Torrup (oder Lacour-Torrup) war eine dänischstämmige Autorin, Schauspielerin und Tänzerin - in den frühen und mittleren 20er Jahren Mitarbeiterin an Herwarth Waldens Zeitschrift Der Sturm. Sie schrieb ihre Gedichte auf Deutsch. Über ihre Lebensdaten ist wenig bekannt. Sie wanderte in den Zwanzigerjahren wohl in die USA aus.

Ingeborg Torrup kehrt nach einem Deutschland-Aufenthalt, sie gastierte unter anderem am 3. 2. 1922 im Blüthnersaal in Berlin, im Sommer 1923 in die USA zurück, nach San Francisco. Dort arbeitet sie als Schauspielerin und Tänzerin. Später ist sie in New York ansässig. Bei ihrer Rückkehr 1923 gibt sie auf den Passagierlisten ihr Alter mit 24 an. Danach wäre sie 1899 geboren. 1929 hat sie in New York als Mitglied der Truppe von Walter Hampden versucht, sich das Leben zu nehmen.

Walter Hampden (1879 - 1955) war ein bekannter Broadway-Schauspieler, zeitweise führte er mit dem Colonial Theatre sein eigenes Theater, das zwischen 1925 und 1931 auch nach ihm als Walter Hampden Theatre benannt war.

Auf einer Seite des Philadelphia Inquirer v. 23.5.1922: Ingeborg Lacour-Torrup, Danish classical dancer, now appearing in Berlin, has been engaged to appear in this country.

* * *

Herwarth Walden (eigentlich Georg Lewin; * 16. September 1878 in Berlin; † 31. Oktober 1941 bei Saratow) war Schriftsteller, Verleger, Galerist, Musiker und Komponist. Walden war einer der wichtigsten Förderer der deutschen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts (Expressionismus, Futurismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit). Er gründete 1910 die Zeitschrift Der Sturm, die bis 1932 bestand. Ab 1912 betrieb er die Sturm-Galerie; unter seiner Leitung fand 1913 die Ausstellung des Ersten Deutschen Herbstsalons in Berlin statt. Die Dichterin Else Lasker-Schüler war seine erste Ehefrau.

Der Sturm gehörte – gemeinsam mit Die Aktion von Franz Pfemfert – zu den großen avantgardistischen Zeitschriften, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet und publiziert wurden.

Das Foto zeigt Sebastian Droste und Anita Berber

Dienstag, 11. Juli 2023

il faut cultiver son jardin

 



il faut cultiver son jardin

wenn wir unserer nachfahren(den) prototyp wären -
wieviele von uns blieben denn übrig -
den sternen den meeren den wäldern entstiegen

kein zynismus, keine resignation:
was gilt die menschheit schon?
ein kommen und gehen hier -
warum nicht gerade wir?

kein bleiberecht für krieg
was gilt schon kurzfristiger sieg?
unheimliche mittel, selbst gewählt,
im stahlbad gestählt

die erde hat genügend geduld
keine frage nach irgendwelcher schuld
alles, ja alles wurde gegeben

doch alles, alles war nicht genug
für unseren ikarusflug
achselzuckt das einfache leben

wenn wir unserer nachfahren(den) sagen und mythen wären -
in wievielen äonen grüben wir unsere geschichten aus dem gestein? -
welche deutungen wären uns genehm ohne scham?

nur nicht der tradition verhaftet bleiben,
zuvieles hat sich als überlebt gezeigt
nicht alles, was ist, lässt sich so beschreiben
dann, wenn der worte sinn zum ende sich neigt:
so lässt sich das verstehen leicht vertreiben
wenn sich der sinn hin zum unsinn verzweigt,
und wir vermögen nur noch träg zu stammeln
und um uns all die toten worte sammeln

wenn wir denn wiederkehren müssten (nichts wäre endlich auszuschließen) -
nach dem ersten schrei verwundert die augen reiben -
was würden wir in uns erneut entdecken in vergänglicher unwirtlichkeit? -

dieses jahr die linden
überblühen sich - segnen
sommer, dorf und land

wenn ich doch nur verschweigen könnte,
was zwischen den zeilen zu lesen ist,
ich würde euch unbeschwertere gesänge anbieten können,
nicht das unbehaust sein in heimlicher heimstatt
zuvieles, was mich entrückt,
nicht das, was unmittelbar,
nur das,
was spürbar gewusst

dennoch lieben wir uns


(das bild „fertility“ ist von edvard munch)

Sonntag, 9. Juli 2023

kondolenzen

 



kondolenzen

es ist ruhe in der vergänglichkeit so
heißt es hinter verschlossenen türen die
schmetterlinge fliegen noch die taubenschwänzchen
in der nähe schreiten die berge
schon fahren die ersten großen geräte
räder rollen wie donner der schwüle
die gerste ist reif

auch abends die fledermäuse kleine
wie hummeln große wie amseln die
lieder singen alles noch da in unserer
abseite träge die tage
es liegt staub in der luft kein
lachen unter der glocke
die gerste ist reif

sind die zeiten schlecht wird das
bier günstiger druck lastet über
gewitterschwangeren städten ein wunder
dass sie noch nicht verlassen doch
wer wollte schon wohnen bei den
fledermäusen und den taubenschwänzchen
wo die gerste reif ist

(Das Bild von Vincent van Gogh zeigt zwar ein Weizenfeld, doch den Städtern ist das einerlei. . .)

Sonntag, 2. Juli 2023

Die Gärtnerin bittet zum Tanz - Gedichte, Geschichten und Lieder von Myrte Jilája und Jonne Yrjö I

 



                                     „Die Gärtnerin bittet zum Tanz"

Gedichte, Geschichten und Lieder von Myrte Jilája und Jonne Yrjö
Gedichtet, gesammelt und aufgeschrieben vom Dingefinder, Fredelsloh 2021




Jonne Yrjö: Geständnis

Ich bin nicht groß. Ich bin nicht artig.
Eher so, wie soll ich sagen?
Eher aus der Art geschlagen.
Allzu scharf macht schartig.

Ich bin nicht Schein. Ich bin nicht heilig.
Meine Freundin soll die Schlange sein.
Du sollst nicht vor ihr bange sein.
Ich hab es selten eilig.

Ich bin nicht frech. Ich bin nicht Dachs.
Ich gehe träumend durch die Gassen.
Die Liebe soll man lieben lassen.
Mein Herz in deiner Hand ist Wachs.

Es ist nicht Trübsal, was ich blase.
Ich bin nur ganz ganz selten fromm.
Und wenn ich aus der Kälte komm,
hängt ein Tropfen kalt an meiner Nase.


Jonne Yrjö an Myrte Jilája

Ich sicher mir ein Himmelstürchen,
da ich einfach gar zu fröhlich bin,
das bleibt mir mein Allürchen,
dann klappt alles wie am Schnürchen
und ich leb und lieb so vor mich hin.

Ein jede Frau ist eine Aphrodite,
wenn sie mit liebenden Augen geschaut,
und alles, was ich biete
ist ein gutes Los ohne Niete,
ist der Satz: „Sei meine Braut!“,

Ich lasse mich vom Südwind treiben,
der ist so mild und so leicht,
es gibt Orte, da möchte ich bleiben,
möchte kleine leichte Verse schreiben,
bis aus deinen Augen die Trübnis weicht.




Das Brautlied der Gärtnerin Myrte Jilája

Männer gibt´s viele, gibt´s wie Sand am Meer,
daher komme mir nicht irgendwer.
„Die Frau an den Herd, die Welt ist mein“,
ich hoffe, Dir fällt Besseres ein,
ich bin ich, sei Du einfach nur Du,
und lasse die Welt in Ruh.

Die Wahrheit ist manchmal ganz schlicht:
ich teile nicht mit jedem Bett und Haus,
erobern kannst du mich nicht,
ich bin kein besetztes Land,
versuch es, dann fällt die Tür hinter Dir zu,
dann geh, aber lasse die Welt in Ruh.

Die Sorge um mich lass meine Sorge sein,
doch Hilfe nehme ich gerne an,
es gibt Dinge, die ich nicht so gut kann,
wickle das Söhnchen,
binde dem Töchterchen die Schuh,
aber lasse die Welt in Ruh.

Spiele Gitarre, dichte, singe und lache,
doch mach aus deiner Kunst keine Ware,
faulenze, schmiede die Hacke,
siede, koche und gare,
melke des Morgens die Kuh,
egal, aber lass die Welt in Ruh.

Armut schändet, Reichtum blendet,
hab genug von „Von oben herab“
Sei eine Stimme im Parlament
der Tiere, Pflanzen, Kinder und Frauen,
ansonsten höre still zu,
und lasse die Welt in Ruh.

Die Welt ist jetzt hier,
und ich bin bei Dir,
küsse mich sanft,
küss mich mit Leidenschaft,
Geliebter, Du,
und lasse die Welt draußen in Ruh.




Jonne Yrjö an Myrte Jilája, der Gärtnerin

Auf den Spinnweben übe ich Seiltanz, mit Schirmchen,
und ich flechte mir Seile aus Chronos´ drei goldenen Haaren,
wer rechnet die Zeit schon in Jahren?
ich spanne die Seile von Türmchen zu Türmchen,

vom Brunnen hinüber zum Apfelbäumchen,
der Fährmann rudert und rudert durch die Nächte,
ach, wenn ihm doch jemand die Botschaft brächte,
ach schüttle das Bäumchen, fällt herab ein Träumchen.

Ich brauche keine gebratenen Tauben ins Maul,
keine goldenen Äpfel zum Zähneausbeißen,
lieber Hans im Glück, als Peter und Paul,
oder wie diese ganzen Heiligen heißen.

Schöne Gärtnerin, wie duftet dein Rosengarten,
wie lächelt dein Thymian, dein Lavendel bei den Steinen,
ich werde auf dich bei der Quelle warten,
beim Pfirsichblütenwald, bei den deinen.


Die Bilder sind von Eugeniusz Zak (1884 - 1926)