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Sonntag, 2. Juli 2023

Die Gärtnerin bittet zum Tanz - Gedichte, Geschichten und Lieder von Myrte Jilája und Jonne Yrjö I

 



                                     „Die Gärtnerin bittet zum Tanz"

Gedichte, Geschichten und Lieder von Myrte Jilája und Jonne Yrjö
Gedichtet, gesammelt und aufgeschrieben vom Dingefinder, Fredelsloh 2021




Jonne Yrjö: Geständnis

Ich bin nicht groß. Ich bin nicht artig.
Eher so, wie soll ich sagen?
Eher aus der Art geschlagen.
Allzu scharf macht schartig.

Ich bin nicht Schein. Ich bin nicht heilig.
Meine Freundin soll die Schlange sein.
Du sollst nicht vor ihr bange sein.
Ich hab es selten eilig.

Ich bin nicht frech. Ich bin nicht Dachs.
Ich gehe träumend durch die Gassen.
Die Liebe soll man lieben lassen.
Mein Herz in deiner Hand ist Wachs.

Es ist nicht Trübsal, was ich blase.
Ich bin nur ganz ganz selten fromm.
Und wenn ich aus der Kälte komm,
hängt ein Tropfen kalt an meiner Nase.


Jonne Yrjö an Myrte Jilája

Ich sicher mir ein Himmelstürchen,
da ich einfach gar zu fröhlich bin,
das bleibt mir mein Allürchen,
dann klappt alles wie am Schnürchen
und ich leb und lieb so vor mich hin.

Ein jede Frau ist eine Aphrodite,
wenn sie mit liebenden Augen geschaut,
und alles, was ich biete
ist ein gutes Los ohne Niete,
ist der Satz: „Sei meine Braut!“,

Ich lasse mich vom Südwind treiben,
der ist so mild und so leicht,
es gibt Orte, da möchte ich bleiben,
möchte kleine leichte Verse schreiben,
bis aus deinen Augen die Trübnis weicht.




Das Brautlied der Gärtnerin Myrte Jilája

Männer gibt´s viele, gibt´s wie Sand am Meer,
daher komme mir nicht irgendwer.
„Die Frau an den Herd, die Welt ist mein“,
ich hoffe, Dir fällt Besseres ein,
ich bin ich, sei Du einfach nur Du,
und lasse die Welt in Ruh.

Die Wahrheit ist manchmal ganz schlicht:
ich teile nicht mit jedem Bett und Haus,
erobern kannst du mich nicht,
ich bin kein besetztes Land,
versuch es, dann fällt die Tür hinter Dir zu,
dann geh, aber lasse die Welt in Ruh.

Die Sorge um mich lass meine Sorge sein,
doch Hilfe nehme ich gerne an,
es gibt Dinge, die ich nicht so gut kann,
wickle das Söhnchen,
binde dem Töchterchen die Schuh,
aber lasse die Welt in Ruh.

Spiele Gitarre, dichte, singe und lache,
doch mach aus deiner Kunst keine Ware,
faulenze, schmiede die Hacke,
siede, koche und gare,
melke des Morgens die Kuh,
egal, aber lass die Welt in Ruh.

Armut schändet, Reichtum blendet,
hab genug von „Von oben herab“
Sei eine Stimme im Parlament
der Tiere, Pflanzen, Kinder und Frauen,
ansonsten höre still zu,
und lasse die Welt in Ruh.

Die Welt ist jetzt hier,
und ich bin bei Dir,
küsse mich sanft,
küss mich mit Leidenschaft,
Geliebter, Du,
und lasse die Welt draußen in Ruh.




Jonne Yrjö an Myrte Jilája, der Gärtnerin

Auf den Spinnweben übe ich Seiltanz, mit Schirmchen,
und ich flechte mir Seile aus Chronos´ drei goldenen Haaren,
wer rechnet die Zeit schon in Jahren?
ich spanne die Seile von Türmchen zu Türmchen,

vom Brunnen hinüber zum Apfelbäumchen,
der Fährmann rudert und rudert durch die Nächte,
ach, wenn ihm doch jemand die Botschaft brächte,
ach schüttle das Bäumchen, fällt herab ein Träumchen.

Ich brauche keine gebratenen Tauben ins Maul,
keine goldenen Äpfel zum Zähneausbeißen,
lieber Hans im Glück, als Peter und Paul,
oder wie diese ganzen Heiligen heißen.

Schöne Gärtnerin, wie duftet dein Rosengarten,
wie lächelt dein Thymian, dein Lavendel bei den Steinen,
ich werde auf dich bei der Quelle warten,
beim Pfirsichblütenwald, bei den deinen.


Die Bilder sind von Eugeniusz Zak (1884 - 1926)

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