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Freitag, 1. November 2024

HerbstLese: Jay M. Walther - Herzensbündnis

 



Herzensbündnis

Eine Wolke vor dem schmalen Mond
Das Glas der Kronleuchter funkelt in Grün
Wenn ich fort bin
koste den Gin
und das wild wuchernde Wiesenkraut
Den Geruch der Liebenden
Die Grashalme in den Mündern der Kinder
Atme die Luft der Himmelsränder
Geh hinunter in die Stadt

Schritt für Schritt
Dreitausend Seemeilen und eine Sekunde
später im siedenden Salzdunst
vergiss die Ränder des Himmels
das Blut in den Kelchen der Mohnblumen.
Brot Wein und die Dauer der Zeit
werden dir geschenkt
die Wege des Berechnens gesperrt.

Eine schmale Wolke vor dem vollen Mond
das Grün funkelt in deinen Augen


Für Hedwig Lachmann und Gustav Landauer
Für alle Liebenden

© Jay M. Walther 2024

Das Bild „Mädchen mit blaugrünen Augen“ am Ende des Videos und das Portrait von Hedwig Lachmann ist von Julie Wolfthorn, (auch Wolf-Thorn, geborene Wolf oder Wolff), geboren am 8. Januar 1864 in Thorn, Westpreußen; gestorben am 29. Dezember 1944 im KZ Theresienstadt) war eine deutsche Malerin, Zeichnerin und Grafikerin der Moderne. Als Jüdin wurde sie ein Opfer der Shoa. Bis auf wenige Bilder in den Depots deutscher Museen galt ihr umfangreiches Werk lange Zeit als verschollen und wurde erst Anfang 2000 wiederentdeckt.

Hedwig Lachmann, geboren am 29. August 1865 in Stolp, Pommern; gestorben 21. Februar 1918 in Krumbach), Dichterin und Übersetzerin von unter anderem Edgar Allan Poe und Oscar Wilde. Ihrem zukünftigen Ehemann, dem Anarchisten Gustav Landauer begegnete Lachmann zum ersten Mal 1899 bei einer Lesung im Haus von Richard Dehmel. Richard Dehmels Kriegsbegeisterung beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 führte jedoch dazu, dass Lachmann ihm die Freundschaft aufkündigte.

Im März 1903 ließ sich Gustav Landauer von seiner ersten Ehefrau scheiden, um Hedwig Lachmann im Mai 1903 zu heiraten. Am 21. Februar des Jahres 1918 starb Hedwig Lachmann an einer Lungenentzündung.

Gustav Landauer kritisierte als Pazifist den Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg scharf. Während der Novemberrevolution 1918/19 und unmittelbar danach war er an einflussreicher Stelle an der Münchner Räterepublik im April 1919 beteiligt. Nach deren gewaltsamer Niederschlagung wurde er von antirepublikanischen Freikorps-Soldaten am 2. Mai 1919 in der Haft ermordet.


Jay Monika Walther, kommt aus einer jüdischen-protestantischen Familie, aufgewachsen in Leipzig, Berlin, am Bodensee – und kreuz und quer in der ganzen Westrepublik; lebt seit 1966 im Münsterland und in den Niederlanden, arbeitet seit 1976 als Schriftstellerin und Regisseurin, gründete zwei Verlage. Sie schrieb zahlreiche Hörspiele, Erzählungen, Gedichte und Romane. Wie ‚Das Gewicht der Seele‘‚ Abrisse im Viertel‘. ‚Dorf – Milch und Honig sind fort‘, ‚Nachtzüge, Gedichte‘, zuletzt ‚Fluchtlinien – Wie die Welt sich in Innen und Außen teilte: Ein Roman über die Geschichte ihrer Familie quer durch die Zeiten und von Ost nach West. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Stipendien. Sie wollte immer nur eines: Schauen Zuhören Schreiben.

Hier geht es zu ihrer Website: Jay M. Walther




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