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Donnerstag, 27. Januar 2022

Zur Erinnerung an Zitkála-Šá, Roter Vogel

 

Zur Erinnerung an Zitkála-Šá, Roter Vogel, die am 25. 1.1938 starb: Die Boarding Schools gehören zum dunkelsten Teil der US-amerikanischen und kanadischen Geschichte, sie stehen am Ende einer langen Geschichte der Vertreibung, des Genozids, der kulturellen Vernichtung und Marginalisierung, die bis heute nachwirkt. Die Yankton-Dakota Zitkala-Ša (Roter Vogel), die als Gertrude Simmons Bonin am 22. Februar 1876 in einem Reservat in Dakota geboren wurde, erfuhr durch ihre Mutter eine traditionelle Erziehung und lernte von ihr die Mythen und Bräuche der Dakota. Ihr Vater war ein Weißer, von dem nur wenig bekannt ist. Trotz der Armut und zahlreicher Probleme erlebte sie ihre Kindheit als sehr behütet und im Einklang mit ihren indigenen Wurzeln. Ihre Kindheit im Reservat beschrieb sie in ihrem ersten Buch “Impression of an Indian Childhood”. Mit 12 Jahren begann sie ein von Quäkern betriebenes Internat für die Umerziehung von indianischen Kindern (also ihre “Anpassung an die weiße Gesellschaft) zu besuchen. Der Kontrast zu ihrer bisherigen Kindheit hätte nicht größer sein können. Die dort angewendten Erziehungsmethoden übten massiven Druck auf die Kinder aus, ihre Herkunftssprache und Herkunftskultur zu vergessen und veränderten die Persönlichkeiten der Kinder grundlegend. Zitkala-Ša schrieb dazu später:

“Es war nahezu unmöglich, die eiserne Routine hinter sich zu lassen, nachdem die zivilisatorische Maschine ihr geschäftiges Tagewerk begonnnen hatte.”

Nachdem sie die Schule verließ, fand sie keinen rechten Anschluss mehr an ihre Herkunftskultur. Die Traditionen und Bräuche, ja sogar die Sprache, waren ihr durch die Umerziehung entfremdet. Sie besuchte eine weiße High School, entdeckte ihre Liebe zu klassischer Musik und studierte dank eines Stipendiums am Bostoner Konservatorium Violine, ein zu dieser Zeit ganz und gar ungewöhnlicher Vorgang. Als Soloviolonistin ging sie auf Tour.

Doch 1901 kehrte sie in die Yankton Reservation zurück. 1913 wurde die von ihr verfasste Oper “Sun Dance” – eine Anspielung auf den traditionellen Sonnentanz – uraufgeführt, eine einzigartige Verbindung indianischer Erzählkultur und klassischer Musik. Bis heute ist es die einzige Oper, die von einer amerikanischen Indigenen verfasst wurde.

Zitkala-Ša engagierte sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung, 1916 wurde sie Generalsekretärin der Society of American Indians und legte sich in dieser Funktion immer wieder mit dem Bureau of Indian Affairs in Washington an. Sie wurde Redakteurin der Zeitschrift “American Indian Magazine” und gründete 1921 das “Indian Welfare Committee”. Ihre Erlebnisse als Aktivistin schilderte sie ein Jahr später in dem Buch “American Indian Stories”. Bis zu ihrem Tod 1938 blieb sie eine engagierte Aktivistin, die an der Anklageschrift gegen Staat Oklahoma und dessen “legalisiertem Landraub” an der indigenen Bevölkerung mit und setze sich für die Verbesserung der indigenen Bevölkerung, insbesondere der Frauen ein.

1902 veröffentlichte sie einen Artikel in Atlantic Monthly mit dem Titel "Why I Am a Pagan". Es war eine Abhandlung über ihre persönlichen spirituellen Überzeugungen, in der sie dich gegen die Christianisierung der Indianer wandte. Dieser Artikel endete mit den Worten: “A wee child toddling in a wonder world, I prefer to their dogma my excursions into the natural gardens where the voice of the Great Spirit is heard in the twittering of birds, the rippling of mighty waters, and the sweet breathing of flowers. If this is Paganism, then at present, at least, I am a Pagan.-”

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