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Freitag, 27. September 2019

"Ich will heraus aus dieser Stadt" (Gerrit Engelke)

           

Die Idee zu diesem Video entstand im Januar dieses Jahres (2019), als ich meinen Freund Yunus für eine Woche in Mönchengladbach besuchte. Dank an den unbekannten Klarinettisten, dem Hilfesuchenden und den Straßenkids von Mönchengladbach, dass sie mir erlaubten, Aufnahmen von ihnen in diesem Video zu verwenden.

Ich will heraus aus dieser Stadt


Ich weiß, daß Berge auf mich warten,
draußen  - weit  -
und Wald und Winterfeld und Wiesengarten
voll Gotteseinsamkeit. 
Weiß, daß für mich ein Wind durch Wälder dringt,
so lange schon  -
daß Schnee fällt, daß der Mond nachtleise singt
den Ewig-Ton. 
Fühle, daß nachts Wolken schwellen,
Bäume,
daß Ebenen, Gebirge wellen
in meine Träume. 
Die Winterberge, meine Berge tönen  -
Wälder sind verschneit. 
Ich will hinaus, mit euch mich zu versöhnen!
Ich will hinaus aus dieser Zeit,
hinweg von Märkten, Zimmern, Treppenstufen,
Straßenbraus. 
Die Waldberge, die Waldberge rufen,
locken mich hinaus!
Bald hab ich diese Straßenwochen,
bald diesen Stadtbann aufgebrochen
und ziehe hin, wo Ströme durch die Ewig-Erde pochen,
ziehe selig in die Welt!


Der Dichter Gerrit Engelke wurde am 21. Oktober 1890 in Hanover geboren, am 13. Oktober 1918 fiel er an der Westfront, kurz nachdem er einem Freund geschrieben hatte, er wolle über das „vom Krieg befreite, wieder menschlich-brüderlich werdende Völkereuropa der Städte, der Arbeit, des Lebens“ schreiben. Dass Engelke dem städtischen Leben jedoch auch kritisch gegenüber stand zeigt sein Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“.

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