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Freitag, 15. März 2019

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche: Erdbeeren im Winter



Zu Hause höre ich kein Radio. Doch einmal in der Woche komme ich zu diesem fragwürdigen Genuss, wenn ich frühmorgens in der Backstube des Biohofes ein Dorf weiter mithelfe. Während des Brotbackens läuft dort das Radio. Manchmal ist die Musik ganz nett, manchmal nervig. Immer nervig ist die Werbung. Und dort bekam ich heute zu hören, dass ein Supermarkt zum Superknallerpreis Erdbeeren anbietet, die 500 g – Schale nur 1,11 €. Das ist günstig, zumal am 15. März.

Ich erinnerte mich dabei daran, dass ich vor einigen Jahren, schon am 25. Februar, folgenden Blogartikel schrieb:

Erdbeeren

Ortswechsel. Einkauf im nahen Supermarkt. Gleich im Eingangsbereich platziert lockt ein Obststand mit Beerenobst. Frische Erdbeeren, biozertifiziert, groß und prall unter Folie verpackt. Sie wirken, als hätte sie ein geschickter Designer naturgetreu aus Plastik nachgestellt, und in meiner Vorstellung schmecken sie auch so. Hier ist ein anderer Traum vom Paradies ausgestellt als der aus dem vorhin durchschrittenen Obstgarten. Immerwährende Fruchtfülle, Erdbeeren aus Marokko neben Blaubeeren, Himbeeren von Irgendwo, dazu, noch exotischer, Mangos, Litschis, Granatäpfel. Hier verschwimmen Jahreszeiten und Orte, hier ist jederzeit Frühling und Sommer.

Mir sind diese Erdbeeren zu früh, sie sind außerhalb der Kinderzeit, wo alles zu seiner Zeit am Ort war, und die Osterhasen nicht schon im Januar in den Läden standen. Ich bin da altmodisch. Auch letztes Jahr hatte ich es geschafft trotz aller Verlockungen zu warten, bis die ersten Erdbeeren in meinem Garten knallereif waren, dunkelrot und nicht mehr transportfähig über große Strecken. Die erste Erdbeere im Jahr, sonnenwarm und duftend, wird mir dann zu einem Fest. Mein Paradies ist ein sehr temporäres.

Alles hat seine Zeit, und jetzt ist hier die Zeit der Winterlinge und der Vorfreude. Und Erdbeeren im Februar? Ich öffne ein Glas Fruchtmus aus dem letzten Sommer, hergestellt aus frischgepflückten, vollreifen Erdbeeren, verfeinert mit Rosenblättern der Rose de Resht. Ein köstlicher Duft steigt nach dem Öffnen des Glases auf, und ich spüre, wie mich eine Ahnung des Sommers anweht. . .

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