Zu Hause höre ich kein
Radio. Doch einmal in der Woche komme ich zu diesem fragwürdigen Genuss, wenn
ich frühmorgens in der Backstube des Biohofes ein Dorf weiter mithelfe. Während
des Brotbackens läuft dort das Radio. Manchmal ist die Musik ganz nett, manchmal
nervig. Immer nervig ist die Werbung. Und dort bekam ich heute zu hören, dass
ein Supermarkt zum Superknallerpreis Erdbeeren anbietet, die 500 g – Schale nur
1,11 €. Das ist günstig, zumal am 15. März.
Ich erinnerte mich dabei
daran, dass ich vor einigen Jahren, schon am 25. Februar, folgenden Blogartikel
schrieb:
Erdbeeren
Ortswechsel. Einkauf im
nahen Supermarkt. Gleich im Eingangsbereich platziert lockt ein Obststand mit
Beerenobst. Frische Erdbeeren, biozertifiziert, groß und prall unter Folie
verpackt. Sie wirken, als hätte sie ein geschickter Designer naturgetreu aus Plastik
nachgestellt, und in meiner Vorstellung schmecken sie auch so. Hier ist ein
anderer Traum vom Paradies ausgestellt als der aus dem vorhin durchschrittenen
Obstgarten. Immerwährende Fruchtfülle, Erdbeeren aus Marokko neben Blaubeeren,
Himbeeren von Irgendwo, dazu, noch exotischer, Mangos, Litschis, Granatäpfel.
Hier verschwimmen Jahreszeiten und Orte, hier ist jederzeit Frühling und
Sommer.
Mir sind diese Erdbeeren zu
früh, sie sind außerhalb der Kinderzeit, wo alles zu seiner Zeit am Ort war,
und die Osterhasen nicht schon im Januar in den Läden standen. Ich bin da
altmodisch. Auch letztes Jahr hatte ich es geschafft trotz aller Verlockungen
zu warten, bis die ersten Erdbeeren in meinem Garten knallereif waren,
dunkelrot und nicht mehr transportfähig über große Strecken. Die erste Erdbeere
im Jahr, sonnenwarm und duftend, wird mir dann zu einem Fest. Mein Paradies ist
ein sehr temporäres.
Alles hat seine Zeit, und
jetzt ist hier die Zeit der Winterlinge und der Vorfreude. Und Erdbeeren im
Februar? Ich öffne ein Glas Fruchtmus aus dem letzten Sommer, hergestellt aus
frischgepflückten, vollreifen Erdbeeren, verfeinert mit Rosenblättern der Rose
de Resht. Ein köstlicher Duft steigt nach dem Öffnen des Glases auf, und ich
spüre, wie mich eine Ahnung des Sommers anweht. . .
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