Töpfer-Skulptur im Töpferdorf Fredelsloh |
„Dem Nachbar sah ich zu bei seiner Töpferscheibe -
Bewegung durch und durch -
Hier höhlt, dort füllte er; hier hub, dort drückt er nieder -
Wie wuchs aus ungestaltem Klump so ebenhell die Schal aus seiner Hand!
Rund ruhend lag sie da.
An Mutter Natur musst ich denken: in ewger Bewegung
lichtend des Wirrsals Weh,
lösend die Ballen, bildend aus allen, krausen und graden,
die runde Welt.
In währendem Weben, gleichend Füll und Mangel,
Lust und Last - die Beiden innig zum Dritten rundend,
Alles gesundend.“
Aus Gusto Gräsers (1979 - 1958) Nachdichtung des 11. Abschnittes des Tao Te King von Laotse. Gusto Gräser war Wanderer, Naturphilosoph, radikaler Lebensreformer und Pazifist, er lebte eine Zeit in einer Höhle am Monte Veritá, dort wurde er unter anderem von Hermann Hesse besucht, der dort einige Zeit verweilte und in ihm das Vorbild für seine Gautama-Figur in der indischen Erzählung "Siddartha" fand.
Gusto Gräsers Nachdichtung des Tao Te King ist sehr eigenwillig und spiegelt auch vieles von dem, was Gusto selber empfand. Eine Neuausgabe der Nachdichtung erschien im Verlag Büchse der Pandora:
Tao: Das heilende Geheimnis.
Ein in den Wehen der Zeit wiedergeboren Menschheit-Buch
zur grohsen Heimkehr - Genesung - unsrer Welt.
Herausgegeben von Hermann Urspring.
Verlag Büchse der Pandora, Wetzlar 1979
ISBN 3-88178-032-7
Der Nachdichtung zugrunde liegt die Übersetzung des Tao Te King von Richard Wilhelm. Dort liest sich die oben genannte Sequenz so:
Man höhlet Ton und bildet ihn zu Töpfen:
In ihrem Nichts besteht der Töpfe Werk.
Man gräbt Türen und Fenster, damit die Kammer werde:
In ihrem Nichts besteht der Kammer Werk.
Darum: Was ist, dient zum Besitz.
Was nicht ist, dient zum Werk.
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