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Freitag, 26. Mai 2023

Fast ein Jahr - Die Zukunft aller Gegenwart heißt Vergangenheit (III)

 



Fast ein Jahr - Die Zukunft aller Gegenwart heißt Vergangenheit (III)


Wie werden wir einst sprechen?
Werden Worte - doppelbödig -
zum Verbrechen?
Wittert man hinter jedem Wort gleich
Religionsverrat?
Attentat?

Oder lässt man uns ruhig in Freiheit sein?
Was bei uns geschrieben steht,
liest eh kein Schwein?

Oder müssen wir,
wie einst zu Diktatorenzeiten,
in Andeutungen Ahnungen verbreiten,
bei deren Dechiffrierung keiner lachen darf?

Müssen wir diejenigen lieben,
die Morden Kriege nennen,
die am Verkauf von Waffen
mitverdienen?

Dürfen wir die Knickse üben,
schafsbrav
Jugendtorheit sühnen?
Sie wollen hören, wie es klingt,
wenn ihr Vögelchen elegisch singt?

Wie will man in die Zukunft schauen,
wo es doch Zukünfte gibt?
Welche Zukunft wir erbauen
obliegt
ganz uns. Wenn wir uns trauen



Wie das Wetter mit meiner Stimmung korrespondiert
ist schon bemerkenswert.
Gestern der Himmel noch wolkenunbefleckt,
heute greift er wieder in die Vollen,
dunkle Wolken, und ich höre Donnergrollen

Gestern noch alles Leben wie steckengeblieben,
meines geparkt in einem Krater des Neumonds,
selbst die Uhr erging sich in Langeweile,
im Zeigerschleichen,
wir gähnten zusammen,
das sollte für diesen Tag reichen

Das muss nun fernem Donnergrollen weichen



Ich weiß nicht,
in welchem Himmel er thront,
weiß nicht,
ist er nah, ist er weit,
weiß nur:

ein anderer Stern,
weiß nicht,
von was oder wem bewohnt,
weiß nur:
es ist an der Zeit

Sternenwanderer




Der Himmel über uns
mit
lichtblauen Samt tapeziert,
die paar Wolken am Morgen
zogen mit
Donnergrollen weiter

Regen wäre schön gewesen

Dieser Zyklus ist begonnen worden letztes Jahr (2022) im August, als ich wegen einer Herzoperation mit der so ganz unlyrischen Bezeichnung "Mitralklappen-Rekonstruktion" im Krankenhaus war. Das Schreiben daran wurde in der anschließenden Reha und in meiner Zeit der Rekonvaleszenz fortgesetzt. Endlich kam ich dazu, ihn ins Reine zu schreiben und abzuschließen. Dieses ist der dritte Teil.

Das Bild ist von der 2017 verstorbenen Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch, mit freundlicher Genehmigung der Hedi Kupfer Stiftung Fredelsloh als Nachlassverwalterin.

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