13 Nächte: 7. Nacht
Eine Vision
Am müden Himmel sah ich ein Gesicht,
Wie drei Gestirne miteinander rangen:
Die Sonne sank, der Mond war aufgegangen,
Der Abendstern ergoss sein bleiches Licht.
Es hielten alle drei das Gleichgewicht.
Schon wollte sie die blinde Nacht umfangen,
Da sah ein Weib ich nach den Sternen langen,
Ein Weib, dem Grab entsteigen zum Gericht.
Ich sah das Weib sich in den Himmel recken
Und mit den Armen Stern und Mond bedecken;
Ihr Atem löschte aus der Sonne Licht.
Doch statt des Monds, des Sternes und der Sonne,
Erstrahlte mild ihr holdes Angesicht:
Es gab dem Weltall Wärme, Licht und Wonne!
Nikolai Maximowitsch Minski (1855 - 1937), übersetzt von Alexander Eliasberg, (1878 -1924)
Musik: Verlah Wo, Klavier / Frederike Herrlich, Gesang; Dingefinder, Querflöte; aufgenommen in der Klosterkirche Fredelsloh
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