Für die Rauhnächte: Die Rauhnächte sind einige Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum eine besondere Bedeutung zugemessen wird. Meist handelt es sich um die Zwölf Nächte vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar), gelegentlich um andere Zeiträume, beispielsweise jenen zwischen dem Thomastag (21. Dezember) und Neujahr. In manchen Gebieten wird die Thomasnacht nicht hinzugezählt.
Es gibt jedoch auch andere Zählweisen, zum Beispiel 13 Nächte (vom 21. Dezember, der Wintersonnenwende und längsten Nacht im Jahr, bis zum 3. Januar), diese richtet sich nach den 13 Mondmonaten eines Sonnenjahres von 365 Tagen. Ein Mondmonat sind ca. 27/28 Tage, die der Mond. oder in anderer Lesart die Mondin braucht, um die Erde zu umrunden. Das sind aufs Sonnenjahr gesehen ca. 352 Tage. So dienen die 13 Rauhnächte auch dazu, den Mond- und den Sonnenkalender in Deckung zu bringen.
Letzteres ist die Zählweise, die ich bevorzuge. Zur Begleitung durch die 13 Nächte habe ich für jede dieser Nächte ein kleines Video gebastelt, zu denen ich eigene und fremde Texte eingesprochen habe, jeweils mindestens einen für die jeweilige Nacht, mit Musik und Bildern dazu, so dass ich für jede der 13 Nächte eines einstellen kann. Viel Spaß damit.
p. s.: Lesenswert zu den 13 Monden ist das Buch „Mond Tanz Magie“ von Luisa Francia, 1986 im Verlag Frauenoffensive (München) erschienen.
p. p. s: Es ist weder ein christliches Weihnachtsdingens noch ein heidnisches Wintersonnenwende-Ding geworden, eher sehr persönliche Reflektionen um das Thema Nacht.
13 Nächte
"Kehre in die Stille schweigend ein:
So fällt das Wort ins unverletzte Sein."
Dreizehn ist die Zahl der Monde. Meine Seele ist uralt.
Wenn ich schweigend gehe, bin ich Du, dann bin ich Wald!
Schweigen. Es gibt Zeiten, da ist jedes Wort das Wort zu viel.
Im Schweigen erlöse die Räume von der Worte unbeugsamen Spiel.
Dreizehn Nächte, in denen alle Zeiten stille stehn,
Wanderungen, zwischen den Zeiten zeitlos schweigend gehn.
Nur im Schweigen nähren wir den Klang,
nur im Schweigen lauschen wir kaum hörbarem Gesang.
Ich lasse zu, dass mich Dunkelheit umfängt.
Und Kälte. Stille. Alles zu lösen, woran die Seele hängt,
um dieses Nachtland furchtlos mit sanftem Fuße zu betreten.
Nachtland, Klüfte, windgezauste Bäume, Erdental.
Fuß auf Fuß gesetzt am Pfad, Wegekreuze, weise Wahl:
Nur wer dreizehn Nächte ohne Furcht, wird hier herein gebeten.
(Dingefinder)
1. Mond
Aller heilen Seelen Neumond, Tanz in Dunkelheit,
Dunkles Blut, in Farbe von Holundersaft,
ein Ort zum Tanze überall, und Wölfe, wild und frei,
und sterben und gebären, geboren werden, wie nah
das beieinander liegt. Und Alt wird wieder neu,
und Nacht erhellt vom Flammentanz, himmelwärts befreit.
(Dingefinder)
Kreislauf
Alles ist nur Weg zu dir:
Winterfrühen voll Vertrauen,
Zärtliches an Plänen bauen,
Staunendes gefangen stehn
Vor dem Blaß der Orchideen.
Schau nach weißen Wolkenballen,
Die erhellt in Blicke fallen,
Losgelöstheit schlanker Hand,
Reinern Ländern zugewandt.
O Erfülltheit, strenges Wirken
Klar in herrschenden Bezirken,
Himmel tief und weit in mir -
Alles ist nur Weg zu dir . . .
(Elisabeth Janstein 1893 - 1944)
Elisabeth Janstein, geboren als Elisabeth Jenny Janeczek am 19. Oktober 1893 in Iglau, Österreich-Ungarn; starb am 31. Dezember 1944 in Winchcombe, Borough of Tewkesbury, England im Exil. Sie war eine böhmisch-österreichische Dichterin und Journalistin.
Musik: Verlah Wo Klavier; Ute C. Geige; Frederike Herrlich Gesang; Dingefinder Gitarre
13 Nächte - Die zweite Nacht
Trost der Nacht
Weiche Hände hat die Nacht,
Fürchtend, daß ich Tränen hätte,
Streicht sie meine Augen sacht.
Dann verläßt sie das Gemach;
Rauschen hör´ ich, sanft und seiden;
Und den Dornenzweig der Leiden
Zieht sie mit der Schleppe nach.
Ludwig Jacobowski (1868 - 1900)
Musik: Dingefinder, Gitarre und Glockenspiel
Ein Wanderer in der Nacht
Stille ist -
des Sommers Singen
verloderte im Kalt.
Nur Schritte hör ich,
meine,
auf nächtlichem Asphalt.
Die Wege führen heimwärts
in den Winter,
kühl streicht ein Wind mir
durch das Haar.
Ich seh nur Nacht,
kein Licht dahinter,
und Äste raunen klirrend
von Gefahr. . .
Stille ist -
des Sommers Singen
verloderte im Kalt.
Keinen Schritt mehr höre ich -
Nur Eis glänzt auf Asphalt. . .
(Dieses Gedicht schrieb ich im zarten Alter von 18 Jahren)
Musik: Erd Ling Judith: Didgeridoo; Dingefinder: Gitarre, Stimme; aufgenommen in der Klosterkirche Fredelsloh
Nun gleiten wir schon ungezählte Jahre
Und sehn noch endlos sich die Wasser breiten.
Von Charons Ruder in die dunkel-klare,
Bewegte Flut sehn wir die Tropfen gleiten
Und sehn sie werden und ins dunkelklare
Und leis bewegte Wasser niedergleiten.
Und dieses ist das große, wunderbare
Mysterium des Tods: wir gleiten, gleiten. . .
(Hugo Salus 1866 - 1929, aus: Acherontische Sizilianen)
Musik: Verlah Wo Klavier, Ute C. Geige, Dingefinder Gitarre, Keys
13 Nächte: 5. Nacht
Schatten wächst in unsren Herzen.
Waldsaum schwankt in Gold, zerrinnt.
Silbern fährt das Nachtgestirn
Salamander, deine Hand
ruht in Büschen, wachsam hell.
In der Hunde Traum-Gebell
mischt sich dunkler dein Gesang.
Stirn, verlorner Mond im Moos,
neigt sich über dein Gesicht.
In den Bäumen, wesenlos,
brennt ein wunderbares Licht.
- Nacht entschreitet riesengroß
über uns und sieht uns nicht.
(Das siebente Abendlied aus: Walter Rheiner - Insel der Seligen - Ein Abendlied 1918)
Musik "Mandala" (Auszug) von Verlah Wo, Klavier
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